Das markante und weithin sichtbare Gebäude in Form eines Bergkristalls zieht Architekten und Ingenieure aus ganz Europa nach Bozen. Wenige Wochen nach Fertigstellung aller Bauarbeiten und offizieller Eröffnung im Oktober 2011 sollen es schon insgesamt 1.200 Schaulustige (allein aus der Baubranche, wohlgemerkt) gewesen sein. Dabei liegt dem Südtiroler Bergsportspezialisten Salewa nichts ferner als die Vermutung, ein auf Äußerlichkeiten beschränktes Schmuckkasterl oder gar ein prestigeträchtiges Denkmal in die Landschaft gebaut zu haben.
Viel lieber verweist die Salewa-Führung auf die „inneren Werte" ihres Hauptquartiers. Wie die Photovoltaikanlage am Dach, die das Firmengelände energieautark macht und die CO2-Emissionen drastisch reduziert. Oder darauf, dass fast ausschließlich lokale Firmen bei den Bauarbeiten zum Zug kamen; und dass auch die Gastronomie im Salewa-Haus zu 90 Prozent auf Lieferanten aus der Umgebung setzt.
Außerdem redet man lieber davon, dass das Headquarter nicht für die Chefetagen, sondern für die Mitarbeiter gemacht ist. Mit einem Kinderhort, wo Mitarbeiter ihren Nachwuchs kostenlos beaufsichtigen lassen können; einem jederzeit geöffneten Fitnesscenter; großen Grün- und Gastroflächen - und als Herzstück eine 2.000 m² große Kletterhalle, die nicht nur in der Freizeit genutzt werden kann. Schließlich kommen vielen Bergsportlern die besten Ideen oft in der Wand.
Aber nicht nur die Beschäftigten sind im Headquarter willkommen. Salewa-Inhaber Heiner Oberrauch war es auch ein Anliegen, „einen Ort der Begegnung für die Bozener und alle Südtiroler zu schaffen", wie er sagt.
Leidenschaft für den Job
„Wer nur das alles weiß, kennt schon ganz gut die Salewa-Philosophie", sagt Christoph Mannel, der Salewa-Österreich-Geschäftsführer. „Respekt und Nachhaltigkeit stehen für uns ganz oben auf der Werteskala." Dass jeder einzelne Mitarbeiter Leidenschaft für seinen Job mitbringt, wird heute in den meisten Firmen erwartet - bei Salewa wurde aber auch das Umfeld dafür geschaffen, diese Leidenschaft pflegen und ausleben zu können. CEO Massimo Baratto drückt es so aus: „Geht es den Mitarbeitern gut, geht es auch dem Unternehmen gut."
Wie mit dem Gebäude verhält es sich laut Chris Mannel auch mit Salewa-Produkten: „Die äußere Schönheit darf nie leere Hülle sein, sondern hat sich im Zweifelsfall der Funktion unterzuordnen. Wer Salewa-Produkte kennt, wird bestätigen, dass letztlich beides stimmt - Form genauso wie Funktion."
Ob man sich als Familienbetrieb, wie es Salewa auch bei 175 Millionen Euro Jahresumsatz nach wie vor ist, leichter tut als andere, so eine Firmenphilosophie zu leben, sei einmal dahingestellt. „Für uns ist das jedenfalls der richtige und auch einzige Weg, um langfristig erfolgreich zu sein", sagt Chris Mannel und führt weiter aus: „Heiner Oberrauch hat immer betont, in einer wirtschaftlich herausfordernden Zeit ein Zeichen setzen zu wollen, dass werteorientierte Unternehmensführung und nachhaltiges Wirtschaften Sinn machen." Mit dem Headquarter hat der Salewa-Inhaber jedenfalls ein recht eindrucksvolles, nach außen sichtbares Zeichen dafür gesetzt ...