Nicht erst seit den Lockdowns erfahren E-MTBs enormen Zuspruch: Immer mehr Freizeitsportler wollen auf die elektrische Unterstützung im Gelände nicht mehr verzichten.
Beinahe so, als hätte man sich beim sportlichen Nachbarn kurz mal Beine und Pumpe geliehen, erweitern moderne E-MTBs drastisch die eigenen Möglichkeiten. Für Ein- und Wiedereinsteiger vergrößert sich durch die Technik nicht nur der Bewegungsradius, auch die Furcht vor steilen Rampen und vielen Höhenmetern rückt dank Akku im oder am Unterrohr und kräftigem Hilfsmotor rund um das Tretlager (ein sogenannter Mittelmotor, Standard an modernen E-MTBs) in weite Ferne.
Fest steht: Mit der gestiegenen Nachfrage wuchs auch das Angebot und die Vielfalt an Modellen, die für E-MTB-Einsteiger passen. Wir haben bei Conways Produktmanager Florian Zeitler und Benjamin Brochhagen, Marketingmanager für Radon Bikes, nachgefragt, worauf der Einsteiger beim E-MTB-Kauf achten sollte.
Für Florian Zeitler ist der „typische“ E-MTB-Einsteiger gar nicht so leicht zu kategorisieren. Momentan liegt die Altersgruppe „irgendwo zwischen Mitte 20 und 60 plus“, entsprechend schwer lässt sich hier pauschalisieren. Und: Sehr oft kaufen Männer – um wenig später einen Zweitkauf für die Partnerin zu tätigen. Echte Einsteiger mit keinerlei Erfahrung werden allerdings seltener. „Durch die sozialen Medien, Youtube und natürlich auch Magazine informieren sich viele Kunden im Vorfeld, sodass sie bereits eine Vorstellung haben, wie und was sie fahren möchten“, beobachtet Benjamin Brochhagen. Und hier liegt die Krux: Bereits vor dem Kauf sollte man sich ganz genau überlegen, was man mit dem Bike eigentlich vorhat, rät auch Zeitler. „Bin ich vorrangig auf Asphalt und Forststraßen unterwegs, möchte aber das Fahrgefühl eines MTBs, reicht ein Hardtail. Möchte ich durch den Wald und neue Wege entdecken, ist ein Fully die bessere Wahl“, gibt der Experte als Grundüberlegung mit auf den Weg.
Doch, und da sind sich Zeitler und Brochhagen einig: Der Aufpreis zum in der Regel teureren Fully lohnt sich sehr oft. Sicherheitsreserven durch den Federweg an kritischen Streckenabschnitten und bei überraschenden Hindernissen sind das eine. Aber auch bei Problemen mit der Wirbelsäule oder den Bandscheiben kann der Komfort der Federung einen gewaltigen Unterschied machen. Schon vorab sollte man sich weiters im Klaren sein, welche Akkugröße für den eigenen Einsatz ideal erscheint. Nachrüsten wird gerade hier teuer.
Kritisch sieht Zeitler an Einsteiger-Bikes die drei Punkte Bremsen, Schaltung und Reifen. Bremsscheibendurchmesser sollten zumindest bei 200 mm vorne und 180 mm hinten liegen, um Standfestigkeit zu garantieren. Eine qualitativ hochwertige Schaltgruppe hält den hohen Antriebskräften länger stand und hochwertige Reifen sind als direkter Kontakt zum Boden im Gelände das A & O. Preislich geht es mit einfachen Akku-Lösungen vielfach zwar bereits bei rund 1800 Euro los. Ambitionierte Einsteiger sollten aber eher mit zumindest rund 2500 bis 5000 Euro kalkulieren.