Trailrunning ist nicht gleich Ultralaufen – aber die Extremdistanzen faszinieren zweifellos. Was Schuhe für ­Ultra Trails ausmacht.  

Christof Domenig
Christof Domenig

Der Abenteuerfaktor, wenn Trailrunner über viele Stunden bergauf und bergab in den Bergen unterwegs sind, mitunter ganze Gebirge umrunden, in dreistellige Kilometer- und fünfstellige Höhenmeterbereiche vordringen, in der Nacht mit Stirnlampe starten und nach einem ganzen Tag auf den Beinen im Dunklen wieder im Ziel ankommen: Der ist unbestritten groß. Ultra-Trailrunners’ Schuhe haben einige typische Merkmale, die Alexander Schober von Scott am Beispiel des Scott Kinabalu 3 so auf den Punkt bringt: „Charakteristisch ist eine stark gedämpfte Zwischensohle für hohen Komfort sowie eine robuste Außensohle mit vielseitigem Profil für verschiedene Untergründe. Ebenso ein widerstandsfähiges, atmungsaktives Obermaterial sowie ein stabiler Aufbau, der auch nach vielen Kilometern noch Halt bietet. Einige Modelle, so auch der Kinabalu 3, verfügen über eine Rocker-Technologie für ein effizienteres Abrollverhalten.“ Von Asics gehört der Trabuco Max in diese Kategorie – auch Anneke Maikranz betont hier den hohen Sohlenaufbau und die „dicke“ Dämpfung. „Zugleich fühlt der Schuh sich relativ leicht an, was auf den langen Distanzen auch wichtig ist: nicht am Ende das Gefühl eines Klotzes am Bein zu haben.“

Schmale oder breite Zielgruppe?
Nicht jeder freilich hat das Zeug dazu, Extremdistanzen zurückzulegen. Ginge es danach, wäre die Zielgruppe solcher Schuhe überschaubar. Vom Straßenlauf weiß man andererseits, dass maximal gedämpfte Schuhe sogar eine sehr breite Zielgruppe ansprechen: Vom Profi beim Grundlagentraining bis zum komfortorientierten Genussläufer und sogar Einsteiger sind maximal gedämpfte Straßenlaufschuhe eine ebenso beliebte wie passende Wahl. 

Bei den stark gedämpften Ultra-­Trailschuhen gilt das mit Einschränkung, erklärt Asics-Expertin Maikranz: „Der Trabuco Max ist zwar tatsächlich ein Schuh, der auch auf kürzeren Distanzen super funktioniert, die maximale Dämpfung ist auch auf 10, 20 Kilometern angenehm. Durch den sehr hohen Sohlenaufbau kann es jedoch sein, dass man sich als Einsteiger damit etwas unwohl fühlt.“ Im unebenen Geläuf ist eben deutlich mehr (muskuläre) Ausgleichsarbeit gefragt als auf der Straße, was einen entsprechenden körperlichen Zustand voraussetzt. Ein bodennäherer Stand könnte hier für weniger gut Trainierte von Vorteil sein.

Für den Scott-Experten Alexander Schober lassen sich wichtige Erkenntnisse von den Straßenschuhen – was Dämpfung, breite Auftrittsflächen oder Rockerform betrifft – durchaus auf die Trails übertragen: „Komfort und Effizienz sind auch im Trailbereich wichtig. Jedoch müssen Trailschuhe auch mit unebenem Gelände, Schlamm und Felsen umgehen können. Daher benötigen sie oft mehr Profil, seitlichen Halt und eine robustere Konstruktion.“ Zum Stichwort robust – wie lange halten eigentlich Trailrunningschuhe? Hier kommt es stark auf den tatsächlichen Gebrauch an, sagt Anneke Maikranz – zwischen Wald und Wiese oder ­Geröllfeld ist die Belastung fürs Material logischerweise sehr unterschiedlich. Als Richtwert werden bei Asics jedoch 800 Kilometer ­angegeben.