Erlebniswanderwege mit ihrem Mehr an plakativen Eindrücken, an Spiel, Spaß und Kurzweile werden immer beliebter. Plötzlich erscheint Kids das Wandern gar nicht mehr langweilig und selbst erwachsene Wander-Verweigerer lassen sich überzeugen, wenn sie das Thema des Weges anspricht.
Wandern und die Sehnsucht nach unberührter Natur ziehen immer mehr von uns nach draußen. Für diejenigen, denen das Wandern allein jedoch zu wenig Abwechslung bietet, werden Wege gestaltet, die mit Erlebnis-Boostern versehen sind. Das können Themen sein, die plakativ greifbar und erlebbar gemacht werden. Oder Spielstationen für Kinder, die beim Nachwuchs die Lust aufs Wandern wecken.
„In Filzmoos wurden bereits vor über 20 Jahren thematisierte Wege gestaltet. Anfangs etwa um die Strecke zu einer Hütte attraktiver zu gestalten. Aus dieser Zeit stammt der Natur- und Wanderlehrpfad Hofalm“, blickt Peter Donabauer, Tourismuschef der Salzburger Region, zurück. „Für mich haben Erlebniswanderwege drei Aufgaben. Sie sind Anreiz um wandern zu gehen. Sie vermitteln regional wichtige Themen, wie etwa unser Biathlon-WM-Pfad Bezug zu den Biathlon-Rennen in Hochfilzen herstellt. Und sie schaffen neue, attraktive Erlebniswelten“, erläutert Armin Kuen, Geschäftsführer der Tourismusregion Pillerseetal.
Bodenmais im Bayerischen Wald gilt als herausragendes Wanderparadies. „Wir bieten schon seit Jahrzehnten Themenwege, insbesondere zum Bergbau am Silberberg. Sie haben einen besonderen Reiz, verbinden sie doch Wandern mit interessanten Geschichten und Infos. In den letzten Jahren sind zahlreiche Wege neu dazugekommen“, berichtet Tobias Wolf von Bodenmais Tourismus. Auch in den Regionen Nassfeld und Weissensee in Kärnten spielen Erlebniswege eine wichtige Rolle. „Es gibt bei uns in der Region Slow-Trails und Geotrails ebenso wie am Nassfeld drei speziell für Kinder gestaltete Erlebniswege“, fasst Bernd Waldauer von Nassfeld – Lesachtal – Weissensee Tourismus zusammen. „Bei uns hat Wandern große Bedeutung. Weit über 150 Kilometer klassische Wanderwege stehen zur Verfügung, darunter 15 Erlebniswege. Für sie interessieren sich nicht primär sportliche Wanderer, sondern diejenigen, die Ruhe suchen und die sich Zeit nehmen, um die Natur gemütlich zu erleben“, betont Donabauer.
Geht es bei vielen der schon lange bestehenden Erlebniswege darum, die Besonderheiten der regionalen Natur hervorzuheben, so entstanden in den letzten Jahren vielfach gezielt auf Kinder ausgelegte Wege. Dabei werden die Kinder etwa durch spielerische Elemente oder durch auf Stationen verteilte Aufgaben für die Natur und fürs Wandern begeistert. „Bei uns sind in den letzten Jahren schwerpunktmäßig Kinder- und Familienwanderwege gestaltet worden, weil es notwendig ist, das Wandern aus Sicht der Kinder attraktiver zu machen. Das Ergebnis sind meist entlang eines Weges positionierte Spielbereiche“, erläutert der Filzmooser Tourismuschef. „Vielfach wird eine Belohnung in Aussicht gestellt. Denn Zusatzanreize steigern die Begeisterung der Kinder“, weiß Bernd Waldauer.
Es ist notwendig, Wandern aus der Sicht der Kinder attraktiver zu machen: Mit Spiel, Spaß oder Lösen von Rätseln.
Kreative Vielfalt für Kids
Bei Erlebniswegen, die Kinder ansprechen, geht es meist um bunt-vielfältige Kombinationen aus Spiel, Spaß, Geschicklichkeit oder um Rätsel, die zu lösen sind. Vielerorts gibt es kluge, kreative Lösungen. Teilweise aufbauend auf regionale Anknüpfungspunkte, etwa Sagen oder natürliche Gegebenheiten. Oft aber auch liegen den Wegen frei erfundene, packende Geschichten zugrunde. Das Spielerische steht für den Pillerseetaler Experten Kuen im Vordergrund. „Themen werden so erlebbar und vermeintlich langweilige Wanderungen interessant“, sagt er. Beispiele dafür in seiner Region sind der Bienenlehrpfad, der Sagenweg, aber auch der als Outdoor-Spiel gestaltete Weg „Das Geheimnis des Steinbergkönigs“. „Den bestehenden Sagenweg haben wir vor einem Jahr überarbeitet, modernisiert und digitale Elemente inklusive Augmented Reality integriert“, erzählt Armin Kuen.
„Kindern bieten wir Wege zu verschiedenen Themen. Etwa den Ameisenlehrpfad, Bärtl’s Familienwanderweg mit Stationen, die zum Balancieren, Klettern und Schaukeln einladen. Und den Moosalm- Kinderwanderweg, der sich Waldtieren widmet“, nennt Donabauer einige Filzmooser Highlights. Damit die Begeisterung der Kids hoch bleibt, gibt es etwa beim Moosalm Kinderwanderweg ein Stempelbuch. Als Belohnung wartet bei der Alm ein Moosalmbär als Geschenk.
Auch Bodenmais hat eine „Ameisenstraße“ als kinderwagenfreundlichen Kinder-Erlebnisweg zu bieten. Und mit „Woid Woifes Welt“ einen herausragenden Fauna-Flora-Entdecker-Pfad, der nach dem Bodenmaiser Original, Naturliebhaber und Tierflüsterer Woid Woife benannt ist. Am Nassfeld begeistern drei speziell für Kinder gestaltete Erlebniswege, der Aqua-Trail, der Grenzweg Via Dolce Vita und die Madritschen-Tour, wo auf den Spuren eines Steinvolks abwechslungsreich gewandert wird.
Informatives für Familien
Zahlreiche Wege sprechen ganze Familien an. Das sind oft auch Lehrpfade, die sich auf Besonderheiten der regionalen Natur sowie der regionalen Kulinarik beziehen. „Die besondere Geologie der Karnischen Alpen wird etwa im Bereich des Nassfelds mit dem grenzüberschreitenden Geotrail ‚Pramollo-Nassfeld‘ veranschaulicht. Weitere Geotrails gibt es in der Garnitzenklamm, am Wolayersee, am Zollnersee und in Laas“, berichtet Tourismusprofi Waldauer. „Neben dem traditionsreichen Natur- und Wanderlehrpfad Hofalm, der mit Schautafeln auf die Fauna und Flora sowie die Geologie unserer Region eingeht, ist auch vor zwei Jahrzehnten der Naturerlebnisweg Bachlalm entstanden. Das Ziel, die Bachlalm, ist bekannt für die dort beheimatete Murmeltierkolonie“, weiß der Filzmooser Donabauer.
Zusätzlich zum Biathlon-WM-Pfad wurde im Pillerseetal mit „Museum Goes Wild“ ein auf interaktive digitale Vermittlung setzender Weg am Wildseeloder gestaltet. „Mittels der App ‚Go Wild‘ greifen Wanderer auf Geschichten, lehrreiche Kurzfilme und Wissenswertes über die alpine Tier- und Pflanzenwelt zurück“, erklärt Armin Kuen. Und der kinderwagentaugliche Triassic-Trail seiner Region widmet sich als spielerische Erkundungstour der Geschichte der Saurier.
Mit „Filz & Moor – Naturparadies Rossbrand“ wird am 1768 Meter hohen Hausberg von Filzmoos ein neues Erlebnis- & Informationsjuwel geschaffen, das zugleich auch ein Schutzprojekt ist. „Mitten im Schutzgebiet gelegen, sehr naturschonend gestaltet, besteht es aus einem 5 Kilometer langen Moor-Lehrpfad mit interaktiven Stationen, einer 600 Meter langen Moor-Bilderbuchstrecke und einem Moor-Spielpark“, betont Peter Donabauer.
Mit „Filz & Moor“ entsteht in Filzmoos ein Erlebnis- & Informationsjuwel, das zugleich auch Schutzprojekt ist.
Gezielt für Erwachsene
Immer öfter werden auch primär für Erwachsene gedachte Wege gestaltet. Ihre Schwerpunkte sind meist Ruhe, Entspannung, Zweisamkeit, sportliche Herausforderungen oder intellektuell-spirituelle Themen. Die Slow-Trails am malerischen Weissensee-Nordufer und rund um den beschauliche Pressegger See sind dafür gute Beispiele. Beide laden zum entschleunigten Wandern ohne Zeitlimit, zum Naturbeobachten und zum Ruhen in speziellen Holzliegen ein. In der Region Pillerseetal gibt es zwei klerikale Kreuzwege und drei Dorfwandermöglichkeiten.
Bodenmais bietet, so Experte Tobias Wolf, zwei für Erwachsene gedachte Touren: den Schachtenweg. Dabei ist man auf Pfaden der früheren Waldhirten unterwegs und erfährt Interessantes über ihr Leben mit den Rindern auf den Waldweiden, den sogenannten Schachten. Und die Seven Summits Bodenmais: Diese anspruchsvolle Wanderung führt auf die sieben höchsten Gipfel rund um den Ort. Die 43 Kilometer Wegstrecke kann man an einem Tag oder in mehreren Etappen bewältigen.
Auch in Filzmoos steht seit Juni 2022 ein neues Wegangebot für Erwachsene zur Verfügung: der Toleranzberg Filzmoos. Er bietet einen Weg und einen Steig zum Thema. „Nahe am Zentrum gelegen, dient er als Naherholungsgebiet und hilft bei der Entschleunigung. Überdies gibt es mit der Protestantenvertreibung vor 300 Jahren historische Bezüge“, verrät Touristiker Donabauer.