Saddle Stories – oder wie sich zwei Salzburger aus dem Traum vom weiten Reisen ihren Lebensmittelpunkt geschaffen haben.

Das Einzige, was man für die Realisierung eines lang­ersehnten Traums wirklich braucht, ist der eiserne Wille, den Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Und ich vermute, daran scheitern die meisten. Zweifel sind auf diesem Weg, zumindest aus unserer Sicht, übrigens vollkommen normal und in der Vorbereitung sogar notwendig. Aber wenn man etwas wirklich will und man von der Idee gefesselt ist, dann beginnt man auch an der Realisierung zu arbeiten.“ Dieser wohlgemeinte Ratschlag stammt aus dem Munde zweier Salzburger, die es geschafft haben, ihr Leben nach ihren Wünschen zu gestalten. Nicht ohne Ängste und Zweifel, aber mit dem Mut, ihren Träumen in aller Konsequenz zu folgen. In ihrem Blog Saddle Stories, auf Youtube und in Vorträgen erzählen Angelika Hinteregger und Reinhard Maxbauer gemeinsam Geschichten von (Rad-)Abenteuern aus aller Welt. Geschichten von fernen Ländern, von sportlichen und logistischen Herausforderungen, von fremden Kulturen, von zwei gelebten Leben.
 

Geschichten aus dem Sattel
Vor der Idee zu den Saddle Stories hatte Reinhard lange Jahre „nichts als Sport im Kopf“, wie er es ausdrückt. Sein großes Ziel war die Teilnahme an einem Ironman – zwei Mal sollte er sich diesen Wunsch erfüllen. Im zweiten Bildungsweg schloss der gelernte Industrie-Anlagenbauer nebenbei seinen Master in Geologie ab. Angelika zog es hingegen schon von jeher hinaus in die Welt. Direkt auf die Schulzeit folgten sechs Monate als Volunteer in Nepal, während des Studiums ein Auslandssemester auf den Philippinen, nach dem Abschluss ein knapp einjähriges Praktikum in London. „Seit meinem 19. Lebensjahr hatte ich auch jeden Sommer ein Abenteuerprojekt mit dem Fahrrad oder zu Fuß unternommen“, ergänzt die Salzburgerin. Beruflich organisierte und managte sie ein Outdoor-Filmfestival – lustig, denn heute kommen die festivalwürdigen Geschichten aus ihrer eigenen Feder.

Nach einigen gemeinsamen Rad­urlauben, bei denen man sich am Ende insgeheim stets fragte, warum man eigentlich immer dann aufhören musste, wenn es gerade am schönsten war, entschied sich das Paar zum Aufbruch. „Als wir das zum ersten Mal laut aussprachen, war das Feuer entfacht und es gab eigentlich keinen Weg zurück“, erzählt Angelika. Am 15. Juli 2018 brachen die beiden zur ersten Saddle Story auf – viele weitere sollten folgen. Von Salzburg fuhren sie mit ihren Rädern in 20 Monaten 19.200 Kilometer bis Malaysia und durchquerten dabei 24 Länder – alles nachzulesen und nachzusehen auf www.saddlestories.at. Corona machte schließlich aus dem geplanten viermonatigen Zwischenstopp in Indonesien eine Zwangspause in der Heimat. Was folgte, waren zahllose weiter Abenteuer – hoch bis ans Nordkap, quer durch Finnland und Schweden, ein ganz bewusst gewählter dunkler Winter in der norwegischen Einsamkeit, Corona-Fieber im Zelt irgendwo in der Einsamkeit einer schottischen Insel und ganz ohne Bike per pedes einmal quer durch Österreich.

Analoge Reise – digitale Welt
All diese Abenteuer, das bewusste Reisen im Sattel eines Fahrrads, die fremden Länder, Landschaften und Kulturen – das klingt nach der großen Freiheit und Unabhängigkeit. Will man sein analoges Leben aber mit der digitalen Welt teilen, führt gleichzeitig kein Weg an Kamera, Laptop und Co. vorbei. Ein Spagat zwischen Freiheit, Natur und sozialen/digitalen Medien, den viele moderne Vollzeit-Reisende zu schaffen versuchen. Auch Angelika und Reinhard empfanden die ständige Dokumentation, all das Posten und Sharen, zu Beginn ihrer Reise als Last. „Wir dachten, wir müssen in knappen Abständen Inhalte veröffentlichen und haben uns sehr unter Druck gesetzt. Irgendwann haben wir gemerkt, dass wir das so nicht wollen und haben uns dann damit zufriedengegeben, nur gelegentlich Videos und Texte zu veröffentlichen“, erinnern sich die beiden Salzburger. 
 

Für das Jahr 2023 werden sich Saddle Stories an einer leichtfüßigeren Art des Reisens versuchen und den Fokus auf Europa legen.

Mit weniger (selbst auferlegtem) Druck hat es dann angefangen, großen Spaß zu machen, das Erlebte mit der Welt zu teilen. „Wir haben dann bewusst längere Stopps eingeplant, um an Inhalten zu arbeiten, haben es sehr zu schätzen gelernt, unterwegs eine weitere Dimension zu haben, worüber wir beim stundenlangen Treten nachdenken konnten. Reinhard hat immer mehr Gefallen am Umgang mit der Kamera gefunden und hat sich da so richtig reingefuchst“, beschreibt Angelika ihren Zugang zu Bild, Text und Post. Die beiden versuchen nach wie vor, die Balance zwischen den Welten des bewussten Erlebens und des Dokumentierens und Teilens zu finden. Auf ihren Kanälen pflegen sie das löbliche Credo „Qualität vor Quantität“: „Unsere Leser und Zuseher sind es mittlerweile gewohnt, dass sie mehrere Wochen auf neue Infos von uns warten müssen – doch das Warten lohnt sich meistens, wie wir hoffen“, meint Angelika augenzwinkernd. 

Mehr als nur Fahrrad
Für ihr jüngstes Projekt ließen die beiden Zelt und Fahrrad im Keller, machten sich zu Fuß auf, ihre österreichische Heimat in 50 Tagen von West nach Ost zu durchqueren. „Das Weitwandern war eine grandiose Erfahrung und wir werden auf alle Fälle wieder mal zu Fuß unterwegs sein“, so ihr Resümee nach geglückter Österreich-Querung. Allerdings fehlte den beiden auf ihrer Tour ein wenig der Abenteuerfaktor, den das bei uns verbotene Wildcampen mit sich bringt. So gut wie jede Nacht in einer Unterkunft – da ziehen die beiden doch die (vermeintliche) Romantik flatternder Zeltplanen und raschelnder Schlafsäcke vor. Dennoch – aktuell schneiden und tüfteln die beiden gerade an einer ganzen Reihe von Videos ihrer Heimat-Reise, die es hoffentlich bald auch zu sehen gibt.

Still und heimlich arbeiten die Abenteurer aber auch schon an vielen kleinen Projekten für das Jahr 2023. Allzu viel wollten sie uns dazu noch nicht verraten. Aber eines steht schon mal fest: 2023 werden sich Saddle Stories an einer leichtfüßigeren Art des Reisens versuchen, werden viel Neues ausprobieren und den Fokus auf Europa legen. „Wir haben aktuell ganz große Lust darauf unsere Homebase in Salzburg für das nächste Jahr zu behalten, um nach jedem kleinen Abenteuer in unser Zuhause zurückkehren zu können“, freuen sich Angelika und Reinhard auf ein spannendes Jahr.

Wer den beiden auf ihren Reisen folgen möchte – oder Inspiration für das eigene große Abenteuer sucht: Browser öffnen, www.saddlestories.at browsen und die analoge Welt digital aufsaugen!