In der Szene wurde Severin Zotter vor allem durch seinen Sieg beim letztjährigen Race across America bekannt, wo er innerhalb von 8 Tagen 4.800 Kilometer zurücklegte. Was viele nicht wissen: Der Steirer ist auch dem Mountainbike-Sport alles andere als abgeneigt, wie er vor kurzem bei der 19. Auflage der Salzkammergut Trophy eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte.
Von Wolfgang Preß
„Bei Sonnenaufgang durch das Monument Valley zu radeln, mit diesen imposanten Felsformationen, die man bisher nur aus Western gekannt hat – das war schon ein ganz besonderes Erlebnis", erinnert sich Severin Zotter. Der Steirer hat im vergangenen Sommer das legendäre Langstrecken-Radrennen „Race across America" gewonnen: Rund 4.800 km hat er in gut 200 Stunden zurückgelegt, ist also über 575 Kilometer am Tag auf seinem Rennrad gesessen.
Für einen „Normal-Radler" sind das kaum nachvollziehbare Distanzen, sozusagen eine unvorstellbare Quälerei. Nicht für Severin: „Ehrlich, 80 Prozent des Rennens haben mir wirklich Spaß gemacht. Wenn es gut rollt, durch eine wunderbare Landschaft – dann ist das fast wie Meditation."
Woher kommt diese Begeisterung für diese Extremtouren am Rennrad, deren echte Dimensionen sich die meisten Menschen gar nicht vorstellen können? „Radfahren ist seit jeher ein Teil meines Lebens", sagt Severin: „Und mich fasziniert immer noch, welche enormen Distanzen auf einem Rennrad in verhältnismäßig kurzer Zeit zurückgelegt werden können – auf der Basis rein körperlicher und mentaler Kraft".
Aber Severin – der gerade Vater geworden ist und auf eine Titelverteidigung beim RAAM verzichtet – kennt auch das andere Lager, die Mountainbike-Fraktion. Gut, auch dort gibt er sich eher die volle Dosis, wie jetzt im Juli die „Salzkammergut-Trophy-Extrem" den mit 210 km und 7.000 Höhenmetern wohl längsten und anspruchsvollsten MTB-Marathon Europas. „Wenn ich mein Rennrad gegen das Mountainbike tausche, dann sind das auch für mich neue Bereiche, in die ich mich vorwage", sagt Zotter, „aber immerhin konnte ich 2014, bei meinem ersten Trophy-‚Experiment' trotz vieler Anfängerfehler den 13. Platz belegen. Dieses Jahr war es sogar Platz 5."
Was macht nun mehr Spaß – Mountainbike oder Rennrad? „Das sind für mich zwei völlig gegensätzliche Arten zu radeln", stellt Severin fest: „Mountainbiken ist für mich vor allem Konzentration, jedenfalls auf dem Trail. Da muss ich immer aufpassen: Wo fahre ich, welche Linie wähle ich und so weiter. Wenn ich zwei Stunden auf einem anspruchsvollen Trail unterwegs war, bin ich nachher voll aufgedreht. Und das macht mir auch durchaus Spaß."
Auch interessant: Die 9 wichtigsten Tipps für Rennrad-Ein- und Umsteiger |
Das Rennradeln ist für Severin das genaue Gegenteil – vor allem bei seinen Langstreckenfahrten. „Auf dem Rennrad kann ich entspannen. Da ist nichts hektisch, das ist für mich reine Freude an der Bewegung, an der Geschwindigkeit. Und ich kann die Landschaft, die Umgebung genießen. Das geht auf dem Bike nur selten."
Severin freut sich schon auf das „Race Around Austria" im August, über 2.200 km und 28.000 hm. „Das ist das Ultra-Radrennen in Europa und noch dazu mein Heimrennen. Ich freu' mich riesig drauf." Zotter startet im Zweier-Team, gemeinsam mit seinem Trainingspartner Lukas Kienreich. „Auch das ist für mich ein großer Unterschied: Mit dem Bike bist du Solist – Rennradfahren aber macht im Team noch mehr Spaß: Im Windschatten Tempo bolzen, oder auch mal die Beine hochnehmen, ein wenig plaudern, sich gegenseitig motivieren – das ist ein Feeling, das du dir nur auf dem Rennrad holen kannst."
Zum Weiterlesen: