"Ich bin von Haus aus kein ängstlicher Mensch", sagte Gerlinde Kaltenbrunner einst dem Sportmagazin. "Ich denk immer, dass es schon klappen wird. Angst habe ich, wenn ich zum Zahnarzt gehe." Mit Furcht wäre die Oberösterreicherin sicherlich nicht so weit bzw. hoch gekommen.
Alleinige Rekordhalterin
Am Dienstag erreichte sie im sechsten Versuch den Gipfel des 8611 Meter hohen K2, der als weit anspruchsvoller als der Mount Everest gilt. Sie ist somit die erste Frau, die alle 14 Achtausender ohne zusätzlichen Sauerstoff bezwungen hat. Die Südkoreanerin Oh Eun-Sun und die Spanierin Edurne Pasaban erklommen zwar auch die Spitzen der Achttausender, jedoch mit Hilfe von künstlichem Sauerstoff.
Kaltenbrunner und ihr Team haben damit ihre seit Juni andauernde Expedition erfolgreich beendet, auf Hochträger verzichtete sie traditionell. "Ich habe von dem Gerücht gehört. Das stimmt aber nicht", so die 41-Jährige. Die Route zum Gipfel führte erstmals über die wenig bestiegene Nordseite Chinas, ihr Ehemann Ralf Dujmovits gab währenddessen auf. Kaltenbrunner litt zwar extrem unter der Kälte, sicherte sich aber um 18.18 Uhr Ortszeit ihren Platz in den Geschichtsbüchern.
"Bergsteigen leben und die Natur genießen"
Immer wieder musste sich Kaltenbrunner in der Vergangenheit mit Kritik an ihrer Person auseinandersetzen. Der Grund: 2007 starben beim Versuch, den Dhaulagiri zu bezwingen, zwei ihrer spanischen Bergsteigerkollegen. Nur zwei Monate nach dem Drama versucht sie sich an dem 8051 hohen Broad Peak - und schafft es. Daraufhin wurde ihr blinder Ehrgeiz vorgeworfen.
"Damit habe ich den Unfall aufgearbeitet", erinnert sie sich. Als beste Bergsteigerin der Welt will sie nicht gelten, den Titel habe man ihr "aufgedrückt". Sie möchte nur eins: "Das Bergsteigen leben und die Natur genießen."