Flüsse haben ihr eigenes Tempo, und in dem lassen sie sich auch nicht beirren. Zumindest nicht im unverbauten Urzustand - wie die Kärntner Drau zwischen Oberdrauburg, an der Grenze zu Osttirol, und 60 km weiter östlich, am Zusammenfluss mit der Lieser.
Dieser Abschnitt ist auch das „Revier" für das außergewöhnliche und höchst intensive Outdoor-Erlebnis einer Kanufahrt: Mit dem Paddel in der Hand zieht - Schlag auf Schlag - beschaulich die Landschaft vorbei, ständig wechseln die Eindrücke, wenn man nur die Ohren spitzt, die Augen aufmacht und die Gerüche mit der Nase aufsaugt. Das passiert ganz automatisch - weil man sich als Teil der Natur fühlt. Und der Guide weiß immer wieder Interessantes zu erzählen oder etwas Spannendes am Flussufer zu zeigen, das man alleine nie entdeckt hätte. Und dazwischen treibt man still im Duett das Kanu voran. Schlag auf Schlag ...
Die geführten Kanutouren im Europaschutzgebiet Obere Drau sind zwar ein noch junges Angebot des Kärntner Outdoorparks Oberdrautal (einem Zusammenschluss von acht Gemeinden) - aber als „Noch-Geheimtipp" jetzt schon wärmstens zu empfehlen. Zum einen, weil sich auch weniger erfahrene Kanuten bei diesem technisch nicht übermäßig anspruchsvollen Sport- und Naturerlebnis in besten Händen fühlen, wenn ein erfahrener Guide dabei ist. Zudem kann sämtliche Ausrüstung ausgeliehen werden, sie ist auch bei Pauschalangeboten (wie bei unserem „Package-Tipp" rechts) gleich inkludiert.
Aber auch die routinierten Kajak- und Kanusportler fühlen sich in den kleinen Gruppen gut aufgehoben, in denen es in erster Linie nicht um die sportliche Herausforderung geht, sondern darum, beim „Flusswandern" die unverbaute, frei fließende Gletscherdrau als einzigartiges Naturjuwel kennenzulernen.
Wiederentdecktes Paradies
Die zwischen den Gipfeln der Kreuzeckgruppe auf der einen Seite und dem hellen Kalkgestein der Gailtaler Alpen auf der anderen fließende Drau war aber nicht immer so, wie sie heute (wieder) ist: Viele Bereiche wurden in den vergangenen Jahren aufwändig renaturiert, alte Sünden wieder gut gemacht, um die hier ursprünglich heimische Pflanzen- und Vogelwelt wieder anzusiedeln. Der unumstrittene tierische „Herrscher" hier ist der Graureiher, darüber hinaus sind aber auch eine Vielzahl an seltenen Tier- und Pflanzenarten zu beobachten.
Kanusportler und andere Besucher sind daher auch zu besonderer Umsicht angehalten, wenn sie sich den sensiblen Gebieten der Flussauen annähern. Und natürlich weiß der Guide, wo man hindarf - und wo der Mensch eher stört.
Niemals bewahrheitet hat sich allerdings die eher düstere Vision des Reiseschriftstellers Herbert Rittlinger, der schon in den 1930er-Jahren die Obere Drau mit dem Kanu befuhr und seine Eindrücke in dem Buch „Das bald verlorene Paradies" niederschrieb. Rittlinger, von der Natur begeistert, befürchtete „weitreichende Zerstörungen, besonders durch Kraftwerkbauten". Wer heute dort im Kanu unterwegs ist, wird zufrieden vermerken, dass es so weit zum Glück nie gekommen ist.
Kulinarisches Flusserlebnis
Zum Arrangement unbedingt dazu gehören auch die besonderen kulinarischen Erlebnisse: Ein Picknick mit regionalen Spezialitäten an Traumplätzen direkt am Wasser; ein Draufisch-Spezialmenü, bei dem als Highlight eine fangfrische Drauforelle auf den Tisch kommt. Tatsache: Man schmeckt es, dass sie ihr Leben im kalten, blitzsauberen Gletscherwasser verbracht hat ...
Eckart Mandler, Geschäftsführer des Outdoorparks Oberdrautal, kennt das besondere Empfinden auf der Oberen Drau: „Die Landschaft gleitet an dir vorbei - und gleichzeitig fühlst du dich wie ein Teil von ihr, ganz nah an der Natur wie nirgendwo sonst."
Ein seltenes Erlebnis, das man selbst erpaddeln muss, um es wirklich zu verstehen ...