Fünf Minuten - ein Wimpernschlag der Zeit - trennten Andreas Raelert (GER/36) am 13. Oktober 2012 von seinem großen Ziel. Vor seinen Augen jubelte ein anderer: Der Australier Pete Jacobs kämpfte sich auf der Vulkaninsel Hawaii zum IRONMAN-Weltmeistertitel. Exakt 5 Minuten und 3 Sekunden dahinter musste sich Raelert nach einer Hitzeschlacht der Extraklasse geschlagen geben, sekundenlang lag der Vize-Weltmeister am Boden nach der Ziellinie.
Der Moment hat sich in das Gedächtnis des in Rostock geborenen Ausnahme-Triathleten eingebrannt. Bereits zum zweiten Mal musste sich Raelert nach dem Vize-Weltmeistertitel 2010 - damals trennten ihn nur 100 Sekunden von Sieger Chris McCormack - knapp geschlagen geben. Zwei dritte Plätze (2009, 2011) runden das Bild eines wild entschlossenen Mannes ab, den der Traum vom WM-Titel nicht loslässt. „Ich bin trotzdem stolz auf mich, denn jede Niederlage motiviert mich noch mehr. Ich habe 2012 nicht Platz eins verloren, sondern Platz zwei erkämpft."
Raelert kennt auch das Gefühl des Sieges: Gleich bei seinem ersten IRONMAN überhaupt zertrümmerte er 2008 beim IRONMAN Arizona den Streckenrekord und gewann in 8:14:16 Stunden. Zwei Jahre später krönte sich der zweifache Olympia-Teilnehmer (Sydney 2000, Athen 2004) in Frankfurt zum IRONMAN-Europameister und siegte in 8:05:15 Stunden.
Quasi nebenbei feierte Raelert die Deutsche Triathlon-Meisterschaft und gewann bis dato insgesamt acht Rennen auf der Halbdistanz. Mit seinem ersten Start beim IRONMAN Austria schließt sich ein Kreis. 2011 stellte der Belgier Marino Vanhoenacker am Wörthersee in 7:45:58 Stunden eine bis dahin kaum vorstellbare neue IRONMAN-Bestzeit auf. Noch in die Feierlaune des Belgiers hinein antwortete Raelert eine Woche später bei der Langdistanz in Roth (Deutschland) mit einer neuen Bestmarke von 7:41:33 Stunden.
Das „Rekord-Fernduell" der beiden Ausnahme-Athleten hat längst seinen fixen Platz in der Triathlon-Geschichte, doch Vanhoenacker wie Raelert gelten ob ihrer Leistungen als äußerst bescheiden: „Es gibt mit Sicherheit noch zehn andere Leute, die ein solches Potenzial haben", sagt Raelert.