Wie lautete nochmal schnell das Resümee nach meinem ersten Radtrainingslager in Cesenatico im Jahr 2015? Ich fahr' hier definitiv nie mehr her. Sturz, Equipment kaputt (und ohnehin das Falsche dabei), Verzweiflung wegen mangelnder Skills, zu anstrengend und vor allem viel zu anstrengend ...

Von Nicole Weiss / unicorn-racing.com


So, wir schreiben das Jahr 2017 und ich bin schon wieder da. Damn it. Also auf ein Neues, diesmal mit dem richtigen Equipment, frischem Lenkerband und dem festen Vorsatz, was auch immer kommen möge (Regen, Berge, hausgroße Löcher in der Straße, eine 40 km/h-Schnitt-Radgruppe, High Heel Weitwurf), ich würde 100% geben und mitziehen. Der motivierte Teil in mir wollte ja die Radperformance weiterbringen (der andere Teil, wie immer, am frischen Teint arbeiten).

Die ersten beiden Tage verliefen ob der grenzenlosen Motivation sehr gut, da ging sich sogar schon ein entspannter Koppellauf aus, wobei der „Lauf" eher einem Gewatschel glich. Aber die Woche war ja noch lang, man musste sich nicht schon an Tag zwei für Kona qualifizieren (Spoiler-Alarm: die Quali erfolgte auch an Tag sieben im Camp nicht).

An Tag drei und vier wurden die Ausfahrten länger und mit der Kilometerzahl stiegen auch gleichzeitig die Höhenmeter. Damit hatte ich so gesehen auch recht wenig Probleme, abgesehen von meiner Lieblingsdisziplin: dem Bergabfahren. So rasch es den Berg auch für mich meist hinauf ging, so mühsam war in meinem Fall der Weg zurück nach unten. Mir fehlt hier die Eigenschaft, die krassen 52 Kilo Kampfgewicht kompromisslos nach unten zu lassen, nicht zuletzt auch deshalb, weil hier, in der schönen Emilia Romagna, auch die Asphaltierung der Straßen mal kompromisslos enden kann. Mittendrin, bei Tempo 53. Wenn dann in einer der Serpentinen auch noch ein Sattelzug mit Heuballen entgegenkommt, gibt es ohnehin nur noch die Option „Bremsen – JETZT" oder den Nachruf „Sie war mutig und hatte schöne Schuhe." Ich entschied mich für Bremsen und Beten, für ein Expandieren des Mutes beim Bergabfahren war diese Einlage aber wieder weniger förderlich.

Das Schöne abseits des Sports bei so einem Trainingslager ist aber auch immer das Kennenlernen anderer Sportsmänner und -frauen. Sei es morgens bei der ultimativen Pneu-Vernichtung im Equipment-Raum, wenn die deutschen Kollegen ihre Gefährte bis zum Bersten aufpumpten (9,5 bar and the world are not enough!) oder auch bei den Ausfahrten selbst. Da kam es schon mal vor, dass jemand hinter mir herfuhr, der nicht wie die Kollegin aussah, die ursprünglich hinter mir in der Gruppe positioniert war.

Es hatte sich ein einsamer Italiener eingebaut und laberte mich ohne Punkt und Komma voll. Ich antwortete mal mit „Si, certo! Naturalmente!". Wahrscheinlich hatte er mir gerade einen Satz Miche Laufräder, einen Küchenschrank und drei Ziegen verkauft. Aber ich hatte keine Zeit für eine konkrete Konversation. Mein Gott, guter Mann, wenn ich da eine Steigung mit 33 km/h hochfahren muss, kann ich doch nur atmen und treten (und verzweifelt schauen). Hätte ich den Windschatten und somit die Gruppe verloren, stünde ich wohl immer noch an irgendeiner Ecke in der italienischen Pampa.

Da die Triathlon-Saison für mich in diesem Jahr mit dem Ironman 70.3 in St.Pölten ja doch sehr früh beginnt, musste ich auch richtige Koppelläufe und nicht nur „Koppelgewatschel" in die Woche einbauen. In der letzten Saison hatte ich genau 3 (in Worten „drei") Koppelläufe insgesamt absolviert, was so gesehen schon recht peinlich und skandalös war. Und was eignet sich besser zum Verlassen der Komfortzone als ein Trainingslager.

Damit das Entertainment aber nicht zu kurz kam, hatte ich die Laufstrecke mit der entsprechenden Motivation ausgestattet. Wie oft hat man schon die Möglichkeit, seine Beach-Laufstrecke zu personalisieren? Der 5-Kilometer Lauf selbst war dann härter als die 110 Kilometer am Rad zuvor, wohl auch deshalb, weil ich beschloss „Ach, machen wir einen All-out-Lauf und schauen mal, was schon so geht resp. läuft!" Immer diese spontanen Ideen. Ich sah wohl auch sehr bedient aus, das Pensionisten-Pärchen, das auf einer Bank saß und von mir zweimal passiert wurde, schüttelte auch nur verständnislos den Kopf. Aber gut, das passiert mir ja generell öfter.

Meine Garmin spuckte auf jeden Fall ein zufriedenstellendes Resultat aus, das Einhorn war happy. Vor allem freute es sich, weil am nächsten Tag der selbst verordnete Ruhetag am Programm stand. Für diesen hatte ich natürlich auch schon einen Plan. Nachdem beim Abendessen die Frau eines Mitstreiters von den Boutiquen in der Innenstadt erzählte und dann das Wort „Schuhe" fiel, war mir bereits klar, was zu tun war. Den Anderen scheinbar nicht, denn mir wurde in diesem Kontext wirklich, not kidding, gesagt „... aber du bist ja eh nicht so der Typ für hohe Schuhe ...". Ach wie putzig!

Schuhe wurden es beim Shopping tatsächlich nicht ... aber zum Bike Equipment gesellte sich dann irgendwie doch ein Täschchen. Was sein muss, muss eben sein. So wie das Verlassen der Komfortzone oder gesamt 500 Kilometer am Bike. In diesem Jahr kann ich zumindest eines sicher sagen: Ich komme bestimmt wieder. Ob wegen des Trainings oder der Accessoires wird sich zeigen ...

Hobbytriathletin und Bloggerin Nicole Weiss / Bild: unicorn-racing

Die Bloggerin

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