Biken im Herbst ist anders. Farblich und fahrtechnisch sowieso. Aber der Herbst rückt vor allem auch ein Bike in den Vordergrund, das jetzt seine ganze Vielseitigkeit und Standfestigkeit ausspielt: das Enduro Bike!


Du liebst knackige Trails, egal, ob technisch anspruchsvoll oder einfach nur rasant bergab. Der Spaß auf flowigen Abfahrten ist dir genauso viel Wert wie ein Besuch im Bikepark. Aber es ist dir auch wichtig, deine Gipfel selbst pedalierend zu erreichen – eine geniale Abfahrt muss schließlich auch erstmal verdient sein. Trifft dieses Profil tatsächlich auf dich zu, dann steht zweifelsfrei fest: Du bist Enduro!
Wenn es unter den Mountainbikes so etwas wie die „Eier legende Woll-Milch-Sau“gibt – das Enduro Bike hätte sich dieses Prädikat in jedem Fall verdient. Auch dank der technischen Entwicklungen, die in dieser Kategorie in den letzten Jahren rasant vorangingen. Immerhin sind mittlerweile in dieser doch stoßintensiven Disziplin sogar Federwegs-Boliden mit einem Gewicht unter 13 kg am Markt, die ihre ganze Vielseitigkeit ausspielen: Abwärts mit 160 bis 170 mm Federweg eine Wucht, und trotzdem durch eine geeignete Geometrie gut bergauf pedalierbar. Leichte und progressive Bikes rücken immer näher an die All-Mountain-Kategorie heran, nicht zuletzt durch die wie Pilze aus dem Boden schießenden Enduro-Rennen, wo agile und straffe Bikes gefordert sind.
Bei diesem Rennmodus werden nur Teilpassagen bergab gewertet, dazwischen wird (oft gemeinsam) ein erheblicher Teil selbst gestrampelt oder mit Aufstiegshilfen überwunden. In diesem Bereich wird meist auf Carbon als Rahmenmaterial zurückgegriffen, um noch ein paar Gramm weniger auf die Waage zu bekommen.

AM ANDEREN ENDE
... der Palette findet man die schwereren Geräte mit bis zu 16 kg. Obwohl auch damit noch ausgedehnte Tagestouren möglich sind, wird das Treten doch mehr und mehr zur Herausforderung. Hier ist ein stei
ler Sitzwinkel (um die 74 – 75°) und ein langer Reach (horizontale Länge von Tretlager-Mitte bis Steuerrohr) wichtig. Das verhindert ein gestauchtes Sitzen am Bike und fördert einen guten Kraftschluss, was wiederum bergauf mehr Effizienz und runter ein Plus an mehr Kontrolle bringt. Hierzu tragen auch ein breiterer Lenker (mind. 75 cm) und Reifen mit massig Grip und Pannenschutz bei.

AGIL ODER RUHIG IST DIE FRAGE
Doch auch beim Enduro muss man sich entscheiden. Während ein langer Radstand für hohe Laufruhe sorgt, bieten kürzere Abstände ein agileres Handling. Bei den Kettenstreben versuchen die Hersteller ebenfalls an Länge zu sparen, was speziell bei größeren Reifendimensionen eine Herausforderung ist. Aber auch hier gilt: Kurze Streben für ein agiles Bike – längere Streben für eine ruhigere Fahrt. Der Lenkwinkel trägt ebenfalls zur Stabilität während der Fahrt bei und ist bei Enduros sehr flach um die 66° ausgeführt. Für Umsteiger von „normalen“ Mountainbikes oft gewöhnungsbedürftig.
Bei den Bremsen sollte auf diesen Bikes nicht gespart werden. Bei schwereren Fahrern oder rasanten Abfahrten sind 200er-Scheiben vorne Pflicht und hinten ratsam. Liebst du eher technische und verwinkelte Trails, kann am Hinterrad auch eine kleinere Scheibe mit 180 mm Durchmesser montiert werden.
Da diese Enduro Bikes ihre Heimat auf ruppigen Trails haben, sind Kettenführungen unerlässlich. Diese verhindern ein Runterspringen der Kette vom vorderen Kettenblatt. Viele Schaltwerke hinten haben mittlerweile die Möglichkeit, die Härte der Feder zu verstellen und somit dem Peitschenschlag der Kette ebenfalls entgegenzuwirken.
Die vielleicht beste Erfindung seit der Federung (und natürlich dem Rad selbst) ist wohl die ausfahrbare Sattelstütze. Diese sollte auf einem Enduro Bike nicht fehlen – spätestens beim ständigen Auf und Ab am Trail wird man sich ein Leben ohne den „Sitz-per-Knopfdruck“ nicht mehr vorstellen können.


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