Es lohnt sich, für hohe Ziele zu kämpfen, bewies die Schweizer Weltklasse-Triathletin und On-Athletin Nicola Spirig zum wiederholten Mal.
Ein Ironman setzt sich aus 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen zusammen. Die Weltbestzeit liegt bei 7:27:53 h bei den Männern (Jan Frodeno) und 8:18:13 h bei den Frauen (Chrissie Wellington). Wie schnell jedoch lässt sich diese Distanz unter optimierten Bedingungen zurücklegen, wenn etwa Windschattenfahren auf der Radstrecke erlaubt wäre? Die Ausgangssituationn der „Pho3nix Sub7 Sub8 Challenge“ erinnert nicht zufällig an Eliud Kipchoges „Breaking2“-Challenge – zugleich hatte das Triathlonprojekt zum Ziel, Kinder und Jugendliche weltweit zum Sport zu ermutigen und zu inspirieren.
Zwei Frauen und zwei Männer der Triathlon-Weltelite machten sich im Juni 2022 nach monatelanger Vorbereitung auf dem deutschen Lausitzring an den spannenden Versuch, einen Ironman unter 7 (Männer) bzw. unter 8 Stunden (Frauen) zu absolvieren. Darunter die Schweizer Triathlon-Olympiasiegerin 2012 Nicola Spirig. Alle vier (neben Spirig Kristian Blummenfelt, Joe Skipper und Katarina Matthews) blieben letztlich deutlich unter den selbst gesetzten, magischen Zielmarken, in 7:34:22 Stunden pulverisierte die Schweizerin ihre persönliche Ironman-Bestzeit um annähernd 1,5 Stunden.
Dennoch war es für viele Beobachter nicht ganz klar, wie denn der sportliche Wert der unglaublich klingenden Zeiten unter den „klinischen“, penibel optimierten Bedingungen einzuordnen wäre. Die Auswahl der Strecke war etwa nach ausdauernder, weltweiter Suche erfolgt, bei der eine Vielzahl von Faktoren wie Zeitzone, Klima, Wind, Höhe oder Streckenoberfläche berücksichtigt wurden. „Es war ein unglaublich herausforderndes Projekt“, sagt Spirig selbst auf die Frage nach der Einordnung, „nur wenige Tage nach meinen fünften Olympischen Spielen in Tokio habe ich den Trainingsumfang erhöht und mit der Vorbereitung begonnen. Die Zeit war also sehr knapp. Es ging darum, das Unmögliche zu schaffen und wir wollten zeigen, wie wichtig es ist, hohe Ziele vor Augen zu haben.“ Mit ihrer Leistung sei sie sehr zufrieden: „Mit den Pacemakern war es eine ganz neue Erfahrung und eine tolle Teamleistung.“ Nur vier Monate vor dem Projekt hatte sie sich bei einem Trainingssturz drei Rippen und das Schlüsselbein gebrochen. „Aufgeben war keine Option. Es ging immer darum, aus jeder Situation das Beste zu machen – diese Haltung gehört zu meiner Karriere und sie hat sich auch bei diesem Projekt ausgezahlt.“
Die größten Zeitverbesserungen im Vergleich zu regulären Ironman-Rennen gab es naturgemäß beim Radfahren. Zum Laufen hat die Triathletin – die zugleich dreifache Mutter ist – eine besondere Beziehung. Sie ist eine hervorragende Läuferin, lief etwa bei den Europameisterschaften 2014 in Zürich im Marathon 2:37 h. Beim Schweizer Laufschuh-Hersteller On ist sie in die Schuhentwicklung eingebunden – etwa des Wettkampfschuhs Cloudboom Echo, mit dem sie den Marathon im Sub8-Projekt bestritt.
„Sub8“ war auch so etwas wie ein finales Ausrufezeichen in Spirigs 25-jähriger Karriere, die am Ende der Saison enden wird: „Ich werde noch ein paar Wettkämpfe bestreiten und auch danach dem Triathlon immer verbunden bleiben. Mein Mann und ich haben gerade den eigenen „Pho3nix Kids Triathlon by Nicola Spirig“ gegründet, wir versuchen so, Jugendliche für den Sport zu begeistern.“
Und selbst wenn man sie nicht jedes Mal erreicht, lohnt sich das Setzen hoher Ziele – das ist für Nicola Spirig absolut gewiss: „Es geht darum zu realisieren, dass es nicht immer nur um das Erreichen des Ziels geht, sondern dass man auf dem Weg dorthin extrem viele wertvolle Erfahrungen macht. Dass man Erinnerungen und Erlebnisse erhält, die solche Ziele, ob erreicht oder nicht, so wertvoll machen.“
