Maximal kräftig, extraleichtfüßig oder das beste ­beider Welten? Bei E-MTB Enduros hat man heute die Wahl aus vielerlei Antriebsvarianten.

Lukas Schnitzer
Lukas Schnitzer

Federweg und Geometrie machen selbst im Bikepark einen schlanken Fuß – Sitzposition, Fahrwerk und der E-Antrieb lassen aber auch längere Touren und viele Höhenmeter ihren Schrecken verlieren. Erwägt man auf seinen Trailabenteuern auch mal technisch herausforderndere Abfahrten in Angriff zu nehmen und steht der Downhillspaß in der Tourenauswahl klar im Fokus, sind E-Enduros ein gern gewählter Fahrspaß-Multiplikator. Der Markt und die Auswahl der Antriebskonzepte sind mittlerweile groß. Michael Forstinger von NOX Cycles und Julian Pfeiffer von ­Bikehersteller BH standen uns beim Versuch eines Überblicks ­aussagekräftig zur Seite.

Full Power vs. Minimal Assist
Wie bei anderen E-MTBs ebenso, bietet sich auch bei E-Enduros mittlerweile eine breite Auswahl an E-Antriebskonzepten mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen. Michael Forstinger unterscheidet dabei drei grundlegende Tendenzen: Full-Power-E-Enduros präsentieren sich als Bikes mit leistungsstarken Motoren ab 85 Nm aufwärts und mit großen Akkus ab 700 Wh. Vorteile liegen für Forstinger in der hohen Reichweite, mit viel Power sind sie ideal für lange und steile/bergige Strecken. Nachteilig sind das höhere Gewicht und die damit einhergehende geringere Agilität. Ideal sind die Full-Power-Bikes für Fahrer, die lange Touren mit vielen Höhenmetern planen, die oft in bergigem Gelände unterwegs sind und denen eine hohe Unterstützung wichtig ist.

Am anderen Ende des Spektrums warten Minimal-Assist-E-Enduros mit leichten, schwächeren Motoren (35 bis 50 Nm) und kleineren Akkus um die 300 Wh. Sie  sind leichter und agiler, erklärt Michael Forstinger, aber durch verringerte Reichweite und Leistung auch weniger geeignet für lange, anstrengende Touren oder sehr steile Anstiege. Sie sind eine Empfehlung für sportliche Fahrer, die das Fahrgefühl eines klassischen Mountainbikes bevorzugen, aber trotzdem gelegentlich auf Motorunterstützung zurückgreifen möchten.

Gibt es eine „goldene Mitte“?
Dazwischen finden sich immer mehr Mischformen. Bikes, die einen leistungsstarken Motor mit einem kleineren Akku kombinieren, (etwa Bosch Performance SX). Diese, so Julian Pfeiffer, bieten eine ausgewogene Balance zwischen Unterstützung und Eigenleistung. Ideal für Fahrer, die sowohl sportliche Herausforderungen suchen als auch längere Touren unternehmen möchten. Kompromisse muss man bei maximaler Leistung und Reichweite hinnehmen.

Bei BH, so Pfeiffer, bietet das Konzept des iLynx+ SL das Beste aus Full-Power-E-Enduro (Shimano EP801 mit 85 Nm) bei nur 18,8 kg Gewicht und 630-Wh-Akku sowie einem zusätzlichen 180-Wh-Range-Extender. „Beim Kauf sollte man die geplanten Einsatzbereiche, das Fahrkönnen, die Reichweite des Akkus und das Gesamtgewicht des Bikes berücksichtigen. Für längere Touren oder härtere Trails könnte ein größerer Akku oder ein leistungsstärkerer Motor sinnvoll sein, während sportlich orientierte Fahrer eine natürlichere Unterstützung bevorzugen könnten“, gibt Pfeiffer zu bedenken.