Gemeinsam mit Kindern durch den Herbst wandern? Richtig geplant lässt sich gerade die ruhige Zeit des Jahres perfekt für Ausflüge in die Natur nutzen.

Lukas Schnitzer
Lukas Schnitzer

Wandernd Neues entdecken, die Kraft der Berge, der Natur und ihrer Gewalten hautnah spüren, über sanfte Almwiesen wandeln, tief in die Wälder eintauchen und oben vom schroffen Gipfel mit der Jause am Schoß die einsame Stille genießend hinunter ins Tal blicken. Als begeisterter Bergmensch steht es eigentlich außer Frage, diese Erlebnisse nicht auch an seine Kinder, Enkel, Nichten und Neffen weiterzugeben. Zugegeben, für besagte einsame Stille ist die Zeit dann wohl abgelaufen. Aber dafür kann man von den kleinen Entdeckern auf Tour so viel anderes lernen. Die längst vergessene Begeisterung für die Käfer am Wegesrand, die Neugier, was hinter der nächsten Ecke wartet, und die Ruhe und Gelassenheit auch einfach mal zu trödeln. Gerade Spätsommer und Herbst sind ob ihrer gemäßigten Temperaturen und der oft stabilen Wetterlage nahezu prädestiniert für die eine oder andere Familienwanderung.

Wie, wo, was, wann?
Wandern mit Kindern und der ganzen Familie, das gelingt wohl überall im Land. Wichtig dabei ist, die ­eigenen Kinder nicht zu über-, aber natürlich auch nicht zu unterschätzen. „Unsere speziellen Familienwanderungen gehen über ca. 5 bis 7 Kilometer mit maximal 300 hm“, gibt Susanne Wohlfarter, Wanderführerin in der Wildschönau, eine grobe Orientierung, betont aber auch die Individualität jedes einzelnen Kindes. Wie viel tatsächlich zumutbar ist, ist ob des enormen Alters- und Leistungsbereichs schwer in einen groben Rahmen zu fassen. Wandern kann man mit seinen Kindern dank Tragetuch und Kraxe ja schon sehr früh im jungen Leben. Sind die Kinder dann gut zu Fuß, beginnt man mit kurzen Wegen und plant viel Spielzeit im Wald, am Wasser oder an kleinen Felsen ein. Wird der Nachwuchs älter, können auch die Touren länger und anspruchsvoller gestaltet werden.

Egal wie alt: Besonders wichtig, so streicht Susanne Wohlfarter hervor, ist es, genügend Pausen zum Rasten oder Trinken, vielleicht auch mal eine kleine süße Belohnung zwischendurch einzuplanen. Ihr Tipp: „Spaß zuerst … und kein Druck, dann geht vieles!“
 

Auch wenn der Herbst mit seinen nicht mehr so hohen Temperaturen und seinen einzigartigen Farbenspielen eine tolle Wanderzeit ist, es gilt hier als Erwachsene doch etwas „vorauszudenken“. Sind es im Sommer mögliche Wärmegewitter, die es zu beachten gilt, kann es zum Finale der Wandersaison oben in den Bergen durchaus schon den ersten Schnee geben. Und, wie Christian Tschurtschenthaler, in der Region 3 Zinnen für PR zuständig, zu bedenken gibt: Anfang Oktober schließen so manche hochgelegenen Schutzhütten, hier darf man auch auf Proviant nicht vergessen. „Auf jeden Fall gehören Mütze, Handschuhe und warme Bekleidung mit in den Rucksack, denn auch wenn es im Tal noch warm ist, kann es oben ganz schön ungemütlich werden“, warnt Susanne Wohlfarter und ergänzt: „Die Wege sind dann oft auch nass, speziell die Wurzeln glitschig und die Sonne trocknet die Wege nur noch schlecht auf. Hier sind Schuhe mit sehr guten, rutschfesten Sohlen ein Muss.“ 

Auch Christopher Gruber, ­Geschäftsführer im Tourismusverbund Nassfeld Pressegger See Lesachtal Weissensee, betont die Wichtigkeit von gutem Schuhwerk. Turnschuhe gehören da nicht dazu. Was sonst für ihn noch in den (Erwachsenen-)Rucksack gehört: viel zu trinken, Obst, Müsliriegel, Regenkleidung, Wäsche zum Umziehen, Blasenpflaster, Erste-Hilfe-Set, Jause (gerne regional gekauft) und auch im Herbst eine Tube Sonnencreme. Beim Trinken, so der Ratschlag von Christian Tschurtschen­thaler, der dabei aus Erfahrung mit seinen eigenen Jungs spricht, „sollte man allzu süße Getränke vermeiden – frisches Quellwasser ist der beste Durstlöscher“.

Kinder zum Wandern motivieren
Spielend wandern mit Kindern, Kinder unterwegs bei Laune zu halten, ihnen ein positives Naturerlebnis zu bieten und sie langfristig für das Draußensein, die Natur und das Wandern zu begeistern, das haben auch die „Österreichischen Wanderdörfer“, ein Zusammenschluss von über 40 hochkarätigen heimischen Wanderregionen, zu einem ­ihrer Steckenpferde erklärt. Christopher Grubers Lektüre-Tipp für wandernde Familien: der Online-Ratgeber „Spielend Wandern“ (www.wanderdoerfer.at/outdoor-spiele). Dort findet sich nicht nur eine große Zahl an wanderbaren Tipps aus den einzelnen Regionen, sondern auch viele Inputs rund um das Thema des spielerischen Wanderns und Draußenseins an 365 Tagen im Jahr – und natürlich ein Sammelsurium an Themenwegen für Familien und Kinder, eigens ­angelegte Spielmeilen entlang familienfreundlicher Wanderwege, spezielle Natur- und Abenteuerspielplätze, ganze Erlebnisberge und Erlebnisparks und „magische Orte“.

Doch mit etwas Inspiration, Fantasie und Geschick lässt sich so gut wie jede Wanderung zum kurzweiligen Abenteuer formen. Hilfreich dabei: gemeinsam mit anderen Kindern gehen, dadurch motivieren sich die Kleinen gegenseitig. „Kinder lieben Kinder“, unterstreicht Wohlfarter. Nörgelnde oder vorsichtige Kinder nimmt sie gerne an der Hand, sie dürfen dann ihre „Helfer“ sein und vor allen anderen gehen. Wälder, vor allem solche mit Laubbäumen, bieten oft großartige Klettermöglichkeiten, genauso wie kleine Felsen zur Mutprobe herausfordern. All die unterschiedlichen Blätter, Zapfen, Äste, Gräser, Blumen und Steine laden zum Sammeln, aber auch zum Ertasten, Begreifen und Erfühlen ein. Oder man dreht das Radio der Natur auf volle Lautstärke, „hört“ bewusst in den Wald. Dort klopft ein Specht eifrig gegen die Baumrinde und sucht nach Käfern, da sammelt eine eifrige Biene summend Nektar und Pollen – und wer ganz genau hinhört, der kann vielleicht sogar die Geschichten der Waldzwerge hören.

Ebenfalls spannend, auch für Größere – einmal für einige Hundert Meter die Schuhe Schuhe sein lassen und ein Stück des Weges barfuß durch den Wald wandern. Weite Wiesen laden zum Herumtoben, eiskalte Gebirgsbäche zum Durchwaten – bei passendem Wetter auch noch im Herbst eine Mutprobe für Groß und Klein. Und manchmal darf man sich auch einfach in die sanften Almwiesen legen und die Wolkentiere beobachten. Das Wolkenhäschen, das über den Himmel hoppelt, den kleinen Hund, der mit seinem Ball spielt – für Kinder muss das Erlebnis beim Wandern im Vordergrund stehen, nicht das Gehen, weiß Susanne Wohlfarter aus Erfahrung. Barfuß durchs Moor, rein in den „Gatsch“. Warum nicht? Und, wie Christian Tschurtschenthaler richtig sagt: Eine Bergtour – insbesondere mit Kindern – sollte nie unter Zeitdruck ablaufen. Also nehmt euch Zeit und geht mit eurem Nachwuchs nach draußen. 

Christopher Gruber

ist Geschäftsführer im Kärntner ­Tourismusverbund Nassfeld Pressegger See Lesachtaal Weissensee.

WEB: www.nlw.at
 

Christian Tschurtschenthaler

geht mit seinen Söhnen gerne in die Berge und ist in der Südtiroler Region Drei Zinnen für PR zuständig.

WEB: www.dreizinnen.com

Susanne Wohlfarter

arbeitet als Wanderführerin in der Tiroler Region Wildschönau und ist dort auch gerne mit Kindern unterwegs.

WEB: www.wildschoenau.at