Wandern und Kulinarik – zwei Genussformen, die Hand in Hand gehen. Der Herbst bietet sich ideal an, beides gemeinsam zu erleben. Wir haben passende Tourentipps in 20 Regionen gesammelt.

Christof Domenig
Christof Domenig

Eine Radtour durch die östliche Steiermark mit Stopp und Führung in einer Schokomanufaktur. Eine Wanderung durch die slowenischen Weinberge mit Pause beim Spitzenwinzer, Kellerbesichtigung und Verkostung – wobei ein Michelin-Stern-dekoriertes Restaurant aus der Nachbarschaft die Häppchen beisteuerte. Oder, erst kürzlich erlebt: ein Gespräch mit einem Kärntner Almbauern und „Biopionier“ sowie der „jungen Generation“, die den Betrieb mittlerweile übernommen hat, über die Motivation, zwischen Landwirtschaft, Naturraum und Erholungssuchenden den gemeinsamen Nenner zu finden. Dass sich – rein geschmacklich betrachtet – die Mühen lohnen, bewiesen die Köstlichkeiten aus der eigenen Produktion, die uns im Anschluss serviert wurden. Wie wertvoll diese Arbeit wirklich ist, die dort oben geleistet wird, das wird einem als Gast bei so einem tiefen Einblick erst so richtig bewusst.

Nur drei von vielen Erinnerungen, die in Bezug auf die Verbindung von Bewegung und kulinarischem Erlebnis aufpoppen. Passend zum Herbst, haben wir unsere beliebten Top-20-Tourentipps diesmal unter das Motto „Kulinarikwanderungen“ gestellt. Und in drei Regionen haben wir uns vertiefend über das Zusammenspiel zwischen Bewegung und (geschmacks) sinnlichem Erlebnis erkundigt: im Gasteinertal mit seinen vielen Almen. In der Südsteiermark als typischer Weinregion. Und in der Region Villach, wo neben den Bergen auch die Seen wie Faaker See und Ossiacher See als „Genussraum“ zählen.

Zwei, die zusammenpassen
„Bewegung und Kulinarik sind ein ‚perfect match‘“, weiß Evelyn Lechner vom Gasteinertal Tourismus. Genusswanderer sieht man dort, wie auch in der Region Südsteiermark, wie Nora Ruhri von der Tourismusregion Südsteiermark erklärt, als eine Hauptzielgruppe. Wobei „Genusswandern“ natürlich auch im Sinne von „stressfrei“ gemeint ist. Aber um es sich gutgehen zu lassen, durchzuschnaufen: Dazu gehört natürlich auch ein feines Essen und ein edler Tropfen. „Jetzt im Herbst zeigt sich die Natur von einer besonderen Seite, das Wetter ist sehr stabil – zudem ist es die Jahreszeit der Ernteeinbringung der Landwirte“, erklärt Lechner weiter. „Spätsommer und Frühherbst gehen mit der Weinlese einher: An jeder Ecke kann man Kastanien, Sturm und Wein verkosten – und die Landschaft ist in ein prächtiges Farbenkleid getaucht. Und es ist weder zu heiß noch zu kalt, die perfekte Wandertemperatur“, ergänzt Ruhri. „Bei uns wird im Herbst sehr gern Wild gegessen. Wein spielt auch bei uns in der Region eine immer größere Rolle. Und: Fisch ist ein Riesenthema in ganz Kärnten“, macht auch Georg Overs für die Region Villach Lust, im Herbst auf lukullische Entdeckertouren zu gehen.

Um es sich gutgehen zu lassen, durchzuschnaufen: Dazu ­gehört auch ein feines Essen und ein edler Tropfen.

Eine Frage, die sich gleich aufdrängt: Während es zu Wandertouren vielfältige Infoquellen gibt, ist die Verbindung zwischen Tour und Einkehr doch etwas spezieller. Wo informiert man sich, wenn man die besonderen Genussorte in einer Region sucht – und diese mit einer Wanderung verbinden will? Die Tourismusverbände und ihre Online-Portale sind hierfür eine gute Infoquelle, aber auch Gastgeber in der Region können viele Tipps geben, weiß Georg Overs. Fürs Gasteinertal verweist Evelyn Lechner auf die „Almentouren“ in der vom dortigen TVB herausgegebenen Wanderbroschüre. Aus der Südsteiermark hebt Nora Ruhri exemplarisch die Wanderkarte „Von der Alm zum Wein“ hervor. Also: Wer etwas stöbert oder noch besser in seiner ausgewählten Region gezielt nachfragt, wird es schaffen, seine persönliche Genusstour mit Einkehrpunkt nach seinem eigenen Gusto zu planen. 

Blicke hinter die Kulissen
Der Erlebniswert steigt mit der Möglichkeit, Blicke hinter die Kulissen von Erzeugerbetrieben werfen zu können. Sich nicht nur durchzukosten – sondern sich von Winzern, Almbetreibern und Co. Einblicke in ihre Betriebe geben zu lassen, Hintergründe zur Erzeugung der regionalen Lebens- und Genussmittel zu erfahren: Das ist vielerorts möglich und erfahrungsgemäß stets spannend, lehrreich und sinnlich. Nora Ruhri verweist hierzu etwa auf die „Frauentaler Genusswanderung“: „Entlang des Wegs befinden sich einige Genussmanufakturen, eine Alpakafarm, tolle Buschenschänken und Direktvermarkter – bis hin zu einer weithin bekannten, ausgezeichneten Käserei“, erklärt die Steirerin. Georg Overs empfiehlt für die Region Villach auch einen Weinbaubetrieb als speziellen Tipp: „In unserer Erlebniscard ist im Herbst ein Besuch bei Winzer Alexander Egger in Sternberg enthalten.“

„Auf der Alm schmeckt die Jause um Welten besser“ – für dieses bekannte Phänomen hat Evelyn Lechner auch eine Erklärung. „Die Produkte sind biologisch, haben de facto keinen Anlieferungsweg, sie sind frisch, regional und nachhaltig mit vielen Nährstoffen. Und die Umgebung trägt auch ihren Teil zum Erlebnis bei.“ Gleichzeitig – auch wenn es die meisten ohnedies wissen – wollen wir darauf hinweisen, dass Almen eben nicht vorrangig Erlebnisräume, sondern Wirtschaftsräume, und Almhütten keine „Bergrestaurants“ sind. Weshalb von Gästen dort ein paar Dinge beachtet werden sollen: „Auf vielen Hütten gibt es nur Barzahlung und es ist nicht immer alles, was auf einer Karte steht, verfügbar – aber dafür täglich frisch und es gibt immer wieder abwechselnde Gerichte.“ Ohne Bewirtschaftung wären die Almen zugewachsen und nicht begehbar, erklärt Lechner, und: „So wie der Gast in seinem Urlaub Ruhe haben möchte, sollte man diese auch dem Weidevieh ermöglichen. Also so gut es geht Abstand bewahren. Von Streicheleinheiten und Fotosessions ist abzusehen und Wegtore sind immer zu schließen.“
 

Regionstypische Menüs für Wandertage
Bleibt noch nach jeweils einer regionstypischen „Menüfolge“ für Tourentage zu fragen. Im Gasteinertal könnte diese so aussehen: Kaspressknödel in echter Rindssuppe, Fleischkrapfen mit Sauerkraut als Hauptgang und als Abschluss Buchteln mit hausgemachter Marmelade. „Bei einer schönen Herbstwanderung starte ich selbst gern mit einer Suppe mit verschiedenen Einlagen“, sagt Georg Overs für die Region Villach, „dann geht es weiter mit Kärntner Kasnudeln und danach folgt gern ein Kaiserschmarrn.“ Nachsatz: „Bei entsprechender Länge und Anforderung der Tour.“ In einer Weinregion wie der Südsteiermark darf die Weinempfehlung dazu nicht fehlen: Schilcherrahmsuppe, Backhendl mit Erdäpfelsalat, als Weinbegleitung ein Sauvignon Blanc oder Muskateller. Und als Nachspeise ein Apfelstrudel, empfiehlt Nora Ruhri. Nach ordentlich Höhenmetern auf der Tour hat man sich das wohl verdient. 

Evelyn Lechner

Marketing Gasteinertal Tourismus in Salzburg
www.gastein.com

Georg Overs

Geschäftsführer Region Villach Tourismus in Kärnten
www.visitvillach.at

Nora Ruhri

Marketing & Kommunikation ­Tourismusverband Südsteiermark
www.suedsteiermark.com