Fifty-fifty. Bereits die Hälfte aller Skiausrüstungen wird in Österreich geliehen. Stellt sich die Frage, woran das liegt – und für wen der Kauf von Wintersportequipment trotzdem noch Sinn macht.

Von Christoph Lamprecht


"Sharing ist das Zukunftsmodell", ist sich Ernst Aichinger, Vorsitzender der Berufsgruppe Sportartikelhandel in der Wirtschaftskammer Österreich im Hinblick auf die Entwicklungen beim Wintersportequipment sicher.

Was noch vor gar nicht allzu langer Zeit undenkbar schien, ist inzwischen Realität: Das Verhältnis von gekaufter zu geliehener Ausrüstung liegt auch in der Skination Österreich bei 50:50! Großen Anteil daran haben naturgemäß Wintertouristen aus dem Ausland, die sich den mühseligen Transport oder überhaupt die Anschaffung einer Privatausrüstung ersparen möchten. Zudem haben viele bei Urlaubsantritt noch keinen konkreten Plan, ob oder wie lange sie Ski fahren wollen, und profitieren daher kurzfristig von der Flexibilität örtlicher Verleiher. Reiseveranstalter haben diesen Trend längst erkannt und bieten attraktive Packages mit Nächtigung, Liftpass und Skiausrüstung inklusive.

Aber auch Herr und Frau Österreicher setzen immer mehr aufs Borgen. War früher das Paar Ski ganzer Stolz seines Besitzers, nehmen es inzwischen viele nicht mehr ganz so genau mit der Treue und probieren sogar innerhalb einer Saison unterschied­liche Modelle bzw. Fungeräte aus.
Größeres Hintergrundwissen und breit gefächerte Produktpaletten sind Gründe dafür, dass immer mehr Hobbysportler – wenn auch nur für kurze Zeit – gezielt zu Spezialausrüstungen greifen. So kann man dank immer besserer und flexiblerer Serviceangebote auch innerhalb einer Urlaubswoche unkompliziert switchen – beispielsweise für einen Tag im Tiefschnee gezielt Freeride-Ski und Lawinenairbag leihen, tags darauf mit Race­carvern präparierte Pisten genießen und am Wochenende mit dem Nachwuchs rodeln gehen.

TENDENZ STEIGEND
Rund 1.250 gewerbliche Skiverleiher gibt es laut WKO hierzulande – Tendenz weiter steigend. Kein Wunder, liegt Österreich mit rund 51 Millionen Skitagen pro Saison deutlich vor anderen Alpenländern wie Frankreich (48 Millionen), Italien (29 Millionen) und der Schweiz mit 25 Millionen Skitagen pro Winter.

Wurde das Leihen anfangs noch von mancher Seite als Bedrohung für den Fachhandel wahrgenommen und stagnierende Umsätze befürchtet, hat man sich in der Industrie längst mit dem Trend arrangiert. Wer konkurrenzfähig bleiben will, setzt heute vermehrt auf persönliche Beratung und individuellen Service: Vorbestellt wird in der Regel per Internet, angepasst dann in den Shops vor Ort.

Profiteur dieser Entwicklung ist der Kunde, der aktuelles Equipment, bestens serviciert, zu ansprechenden Preisen bekommt. Entlastend auf das Urlaubsbudget junger Familien wirkt sich zudem aus, dass man bei zahlreichen Verleihern zur Ausrüstung der Eltern das Leihequipment für den Nachwuchs gratis dazubekommt.

Ein weiterer, nicht unwesentlicher Grund fürs Leihen ist schlichtweg der für die Ausrüstung benötigte Platz. Viele Urlauber bevorzugen die Anreise mit leichtem Gepäck und verzichten liebend gern auf die Montage von Skiträgern etc. Vor allem aber muss man sich bei der Leihvariante nicht um einen passenden Lagerplatz für den Rest des Jahres kümmern.

ERST MIETEN, DANN KAUFEN
Auch bei den heimischen Marktführern Intersport und SPORT2000 ruht man sich nicht auf den Lorbeeren aus, sondern erweitert stetig das Leihangebot. So kann man neben Skiern, Stöcken und Schuhen längst Sicherheitsausrüstung wie Lawinenairbags und teilweise sogar die entsprechende Sportbekleidung mieten – interessant auch für all jene, die vor der eigentlichen Kaufentscheidung das Material in der Praxis testen wollen.

Mit der „Test & Buy"-Option forciert man bei Intersport solch eine Vorgangsweise: Wer von einem gemieteten Skimodell so begeistert ist, dass man sich zum Neukauf entscheidet, bekommt die Mietgebühr für bis zu zwei Tage rückerstattet. Ärgerliche Fehlkäufe gehören damit der Vergangenheit an – ein wichtiger Aspekt vor allem für Neu- und Wiedereinsteiger, die nicht gleich großen Investitionen wagen wollen.

NICHT NUR EIN PREISFRAGE
Während in den Wintersport­orten bei der ansässigen Bevölkerung das eigene Paar Ski nach wie vor eine Selbstverständlichkeit darstellt, drängt sich für viele Gelegenheitsskifahrer heute nicht ohne Grund die Frage auf, ob es überhaupt noch Sinn macht, ein Paar Ski zu kaufen anstatt zu leihen.

Auf rein monetärer Ebene ist dies mit einer einfachen Rechenaufgabe leicht zu klären: Ist man so oft auf der Piste unterwegs, dass die jeweiligen Mietkosten den Neupreis übersteigen, zahlt sich ein Kauf aus – sofern man nicht das Bedürfnis hat, ständig unterschiedliche Modelle zu fahren, und man mit dem Rundherum wie Transport, Service etc. kein Problem hat.

Auf emotionaler Ebene sieht das Thema wieder anders aus. Viele Sportler haben eine besondere Beziehung zu ihrem Material, wollen es nicht teilen und betrachten die eigenhändige Pflege als wesentlichen Teil des Wintersportvergnügens. Wichtige Voraussetzung dafür ist aber das entsprechende Wissen und Geschick im Umgang mit Wachs und Schleifgerät.

Auch ständiges Wechseln und Herumprobieren beim Material ist bei Weitem nicht jedermanns Sache. Wer also keinen besonderen Wert darauf legt, jede Saison die aktuellsten Modelle mit der neuesten Technologie zu fahren, und auch eine entsprechende Zahl an Skitagen zusammenbringt, ist mit einem eigenen Paar Ski, das zum persönlichen Fahrstil passt, bestens bedient.

TREFFPUNKT IM TAL
Heute ist die Verleihstation aus vielerlei Gründen erste Anlaufstelle im Skigebiet. War früher der direkte, schnelle Einstieg ins Wintersportvergnügen ein weiteres Argument für den Privat­ski, so fallen heute dank ausgeklügelter Online-Vorbestellung (die in vielen Fällen mit einem zusätzlichen Preisrabatt einhergeht) lästige Wartezeiten bei der individuellen Anpassung weg. Zusätzliche Orientierung liefert etwa bei der leicht zu bedienenden Internet-Plattform von SPORT2000 Rent ein übersichtliches Bewertungssystem, das den Kunden auf einen Blick erkennen lässt, für welches Einsatzgebiet und welche Könnerstufe sich der jeweilige Ski eignet. Und wer trotzdem die persönliche Beratung dem Web vorzieht, ist beim Verleiher auch an der richtigen Adresse.

Auch vergessliche Skibesitzer müssen sich im Fall des Falles nicht lange ärgern, sondern können im Verleihgeschäft Vergessenes kurzfristig ausborgen. Und schließlich fungieren die meisten Sporthändler mit Skiverleih auch als Service-Stationen für „Fremdski" – wobei man gerade in der Hauptsaison (ohne Voranmeldung) etwas Geduld mitbringen sollte.

Ein Argument hätten wir noch: Ist man mit einem Skigebiet noch nicht vertraut, erhält man in den Verleihshops, die in der Regel unweit der örtlichen Talstation liegen, garantiert wertvolle Insidertipps für die schönsten Abfahrten. Egal, ob mit eigenen oder geliehenen Skiern ...


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