Das letzte Oktober-Wochenende wird in vielen Städten für große Sport-Events genutzt, für so manchen geht nun eine lange Laufsaison zu Ende. Ob es für ein Happy end reicht, weiß man über die 42,195 Kilometer natürlich erst, wenn man das Ziel erreicht hat. Dass Ljubljana eine pulsierende wunderschöne Altstadt hat, sollte hingegen als bekannt vorausgesetzt werden.

Von Wolfgang Kühnelt


Am Fluss sitzen am Samstag viele Einheimische und (Lauf-)Touristen, um die herbstlichen Sonnenstrahlen zu genießen. Die steinernen Drachen, die über die slowenische Hauptstadt wachen, werden als ideales Hintergrundmotiv für Selfies und Gruppenfotos verwendet. Wir hingegen holen erst einmal unsere Startunterlagen und freuen uns über ein grünes Langarm-Laufshirt von Adidas samt einer ebenso grünen Sporttasche. Durchaus großzügig, wenn man bedenkt, dass das Startgeld beim Ljubljana Marathon in der Relation recht günstig ist.

Am Sonntag in der Früh ist es noch sehr frisch. Gestartet wird ab 10:30 Uhr in der zentral gelegenen Slovenska cesta. Die Wettervorhersage verspricht rund 15 Grad, inkludiert aber auch windige Verhältnisse. Die ersten Kilometer sind geprägt durch das übliche Zick-Zack-Laufen, um durch die Menge zu kommen. Immerhin werden am Ende 1.880 Menschen den Marathon und knapp 7.300 den Halbmarathon finishen. Apropos: Die erste Hälfte läuft im wahrsten Sinne des Wortes hervorragend. Die abwechslungsreiche flache Strecke von der Innenstadt über ein Waldstück vorbei an zahlreichen Wohnsiedlungen ist sehenswert, das zahlreich vorhandene Publikum jubelt frenetisch. Ich überhole den Pacemaker für 4:00 nach rund drei Kilometern und sichere mir einen deutlichen „Vorsprung".

Als es dann nach 21 Kilometern für die einen nach links ins Ziel geht und für uns anderen nach rechts auf eine neue Schleife, muss ich erst einmal tief durchatmen. Leicht ist es nicht, mit anzusehen, wie viele da jetzt bereits abbiegen. Die Glücklichen haben es schon hinter sich, während für uns die sicherlich härtere zweite Hälfte bevorsteht. Kaum mehr Zuschauer, deutlich weniger Mitläufer und ein Kurs, der zunehmend an Charme verliert und an Monotonie gewinnt. Dazu immer wieder kräftiger Gegenwind, der an den Nerven zerrt. Bei Kilometer 25 ein leichter Krampf im linken Unterschenkel, ab Kilometer 28 lassen meine Kräfte spürbar nach. Ich versuche dennoch weiter technisch sauber zu laufen, wie es mir mein Physio-Coach Andi Daxberger empfohlen hat. Die unangenehme Steigung bei Kilometer 30 mit kräftigem Wind von vorne macht nicht nur mir zu schaffen, immer mehr Sportsfreunde müssen ihr Tempo drosseln.

Dann höre ich plötzlich lautes Getrappel hinter mir. Das kann nur eines bedeuten: Der Pacemaker für die vier Stunden kommt mit seiner Entourage angelaufen. Kein schöner Moment, als ich bereits bei Kilometer 34 merke, dass ich das Tempo nicht halten kann. Andererseits merke ich gerade auf dem letzten Streckenabschnitt, dass das Krafttraining, das ich seit fast einem halben Jahr bei Bernd Marl absolviert habe, sehr hilfreich ist. Der Rumpf ist an diesem Tag besser in Form als die Beine und sorgt dafür, dass ich das Tempo im Finale wieder etwas anziehen kann. Die letzten Kilometer in der Altstadt ziehen sich, doch dann ist endlich der Kongresni trg erreicht. Die Leute am Rand der Strecke feuern uns nun lautstark an und schrecken sich fast gar nicht, als ich mit einem Schrei der Erleichterung auf das Ziel zu„renne". Die Uhr zeigt knapp über 4 Stunden brutto, die erhoffte Zielzeit von 3:56 habe ich also geschafft.

Ein wunderschöner Sonntag geht nun schön langsam zu Ende. Die einen feiern ihre Marathonpremiere, wie man Lauffreund Markus, der nur wenig mehr als 3:30 gebraucht hat. Die anderen holen sich sogar den Siegerscheck ab, wie der Kenianer Marius Kimutai (2:08:33) und die Äthiopierin Shuko Genemo Wote (2:27:02). Das Starterfeld war generell sehr international, man sah Schweden genauso wie Deutsche, Engländer, Finnen, Griechen und vor allem eine Menge Italiener. Die tadellos organisierte Veranstaltung in einer der schönsten Städte in unserer Nähe ist denn auch mit Sicherheit einen Ausflug wert. Der nächste Marathon in Ljubljana steigt am 28. Oktober 2018. Vielleicht sehen wir uns dort ...

Mehr Infos zum Ljubljana Marathon: vw-ljubljanskimaraton.si/en


Auch interessant ...