Mit der passenden Ausrüstung hat die kalte Jahreszeit für Laufgenießer enormes Potenzial. Motto: Richtig anziehen, gute Schuhe wählen und raus in den Winter!

Christof Domenig
Christof Domenig

Die Nacht über sind ein paar weiße Flocken vom Himmel getänzelt und haben sich auf wenige Zentimeter summiert, die sich wie ein flauschiger Teppich unter den Sohlen anfühlen. Es hat zarte Minusgrade und die Sonne blinzelt durch den aufreißenden Nebel hindurch. Der Haushügel wartet darauf, erobert zu werden ... Gut, nicht jeden Tag ist Winterlaufen von solch feinster Sorte. Aber die Vielfalt des Winters macht auch die Würze aus: Vom Frost bis zu deutlichen Pulsgraden, von Schnee über Matsch und Gatsch bis hin zu den trockenen Tagen ist alles dabei. Richtig gekleidet und mit dem passenden Schuhwerk stellt all dies kein Hindernis dar. Womit wir beim Thema sind: Jetzt ist die Wahl der richtigen Laufausrüstung etwas komplexer als im Sommer. Aber es ist auch keine große Wissenschaft und man braucht keinen riesigen Ausrüstungsfundus dafür. Was Laufschuhe und Laufbekleidung für die Wintermonate bieten sollten, haben wir bei Salomon, La Sportiva und Löffler nachgefragt.

Schuhe: vor allem wasserdicht
Mit dem La Sportiva Bushido III sowie dem Salomon Genesis sind eben zwei beliebte Trailrunning-Modelle in einer „GTX“-Version neu auf dem Markt gelandet. Eine wasserdichte Membran (wie Gore-Tex) ist generell das wichtigste Merkmal für Winter-Laufschuhe, wird man doch jetzt deutlich öfter mit Nässe, Matsch und Co. in Berührung kommen. Selbst wenn man neben Asphalt nur auf Feldwegen unterwegs ist. Klar: Nasse Füße würden sofort kalt werden – warme, trockene Füße und Zehen sind unverzichtbar. 

Abgesehen vom Nässeschutz hält ein Schuh mit Membran den Fuß auch per se wärmer, schützt etwa vorm Wind – ein angenehmer Nebeneffekt sozusagen. Gore-Tex macht den Schuh aber auch ein wenig schwerer, was Tobias Bogner von Salomon jedoch gleich relativiert: „Laufschuhe sind mittlerweile generell viel leichter geworden. Dadurch ist auch ein Laufschuh mit Gore-Tex-­Membran heute insgesamt ein sehr leichtes Produkt.“

Was aber empfohlen werden kann: Membran-Laufschuhe vorm Kauf anzuprobieren, denn die Zusatzschicht macht den Schuh, sofern er auf dem gleichen Leisten wie das „Schwestermodell“ produziert wird, etwas enger und innen kleiner. Für den Salomon Genesis GTX gilt das aber nicht, der wird auf einem eigenen Leisten gefertigt, betont Bogner.

(Moderate) Trail-Modelle sind jetzt generell auch fürs Straßenlaufen eine gute Wahl, wechseln doch auch dort die Bedingungen im Winter öfter. Und sobald man auch mal in den Wald abbiegt, auf nicht geräumten Wegen oder auch im Winter auf echten Trails unterwegs ist, führt am Trailschuh ohnehin kein Weg vorbei. Rutschsicherheit gibt es dank grobstolligen Außensohlen und weicheren Gummimischungen, wie sie etwa Trailschuhe für weiche Böden (nicht für harte und steinige) bieten, rät Bogner.

Laufschuhe sind generell viel leichter geworden. So ist auch ein Gore-Tex-­Laufschuh heute ein sehr leichtes Produkt.

Tobias Bogner, Salomon

„Alle unsere Mountain Running-­Schuhe mit Gore-­Tex-Membran verfügen über einen hervorragenden Grip auf nassem wie trockenem Untergrund“, versichert dazu La Sportiva-Experte Tobias Gramajo. Im Mountain Running-Sortiment der italienischen Marke finden sich mehrere ausgewiesene „Wintermodelle“ – wie findet man daraus den für sich richtigen? „Als Erstes soll man klären, in welchem Bereich der Schuh eingesetzt werden soll. Auf lange Strecken mit langsamem Tempo oder kurzen mit schnellerem Tempo?“, rät Gramajo. „Zweitens ist die Umgebung zu berücksichtigen. Wir haben vier Modelle, die speziell fürs Laufen im Schnee entwickelt wurden. Neben einer Gore-Tex-Membran verfügen sie über eine spezielle Obermaterial-Konstruktion mit unterschiedlich ausgeprägten Gamaschen und Außensohlen mit gröberen Stollen für Halt und Traktion auf anspruchsvollem Untergrund.“ 

Stichwort „Gamaschen“: Je nach Umgebung und geplanten Einsätzen kann eines der spezielleren Winter-Laufschuhmodelle eine Überlegung wert sein, die der Markt bereithält. Für Läufe im tiefen Schnee ist ein Modell mit Gamaschen sinnvoll – wie etwa auch der zweite Neuzugang im aktuellen Salomon-Sortiment, der S/LAB Genesis Spine. Ein „Abenteuerschuh“, der seinen Namen vom extremen schottischen „Spine Race“ hat. Durch die überm Knöchel dicht abschließenden Gamaschen können auch von oben kein Schnee und keine Nässe eindringen. Ein anderer speziellerer Fall sind Läufe auf Eis: Dann sind Schuhmodelle mit Spikes die perfekte Wahl. Im weichen Wintergelände sind die Spikes dagegen nicht nötig, auf trockener Straße ist ihr „Klack-Klack“ kontraproduktiv.

Kleidung: schützen und „atmen“
Was gibt es rund ums Bekleiden für Winterruns zu bedenken? Laufen gehört zu den intensiveren Sportarten, wo der gefühlte Temperaturunterschied zwischen Stillstand und Bewegung recht groß ist. „Kälteempfinden ist beim Laufen jedoch sehr unterschiedlich“, schickt Birgit Baier von Löffler voraus. Es heißt also ein bisschen probieren, doch das Gefühl für die eigenen Bedürfnisse entwickelt sich rasch. Gut, dass Hersteller wie Löffler Wäsche, Jacken und Hosen in unterschiedlichen Wärmegraden anbieten.

Grundsätzlich kann das Schichtprinzip für Winterläufe solcherart konzipiert werden, rät Baier: „Ein Baselayer, der die Feuchtigkeit von der Haut wegtransportiert – wir setzen dabei auf unser transtex®-Strick, wo wir eine breite Range von einer dünneren Qualität bis zum wärmeren transtex® Merino bieten. Darüber kann man einen Midlayer ziehen, aber das muss gar nicht sein. Ganz wichtig jedoch eine winddichte Außenschicht.“ Vor allem im Frontbereich und Oberschenkelbereich ist ein Windschutz empfehlenswert, präzisiert die Löffler-Expertin, weil man hier schnell auskühlt. Im Rücken könne es dagegen ein wenig leichter sein, „hier kann der Körper ausdampfen und Feuchtigkeit abgeben“, erklärt Birgit Baier. 

Ganz wichtig: Ein Windschutz im ­vorderen Oberkörperbereich. Auch an den Oberschenkeln ist er zu empfehlen.

Birgit Baier, Löffler

Winter-Laufhosen gibt es ebenfalls in unterschiedlichen Wärmegraden, wobei die kälteempfindlichsten Zonen, die Oberschenkel bis unterhalb der Knie, bei Löffler besonders kältegeschützt ausgelegt werden. Gerade bei Frauen will oft auch der Nierenbereich geschützt werden. Kälteempfindlich sind darüber hinaus oft: Schulter- und Halsbereich, die Hände und der Kopf und insbesondere die Ohren. Bewährt für Hals und Kopf: Buff-Tuch und Co., die den Spagat zwischen Warm halten und Schweiß ableiten perfekt beherrschen.

Und sonst? Das Gefühl von Bewegungsfreiheit ist beim Laufen wichtig, weiß die Löffler-Expertin – weshalb Winter-Laufjacken oft über elastische Zonen, etwa seitlich unter den Armen, verfügen, und auch die Hose soll alle Bewegungen möglichst gut mitmachen. Verschließbare Taschen für Schlüssel und Co. sollen nicht fehlen und auch reflektierende Elemente sind in der dunklen Jahreszeit essenziell. Mehr braucht es nicht – so lässt sich der Winterlauf genießen!