Geschichtsträchtig. Anspruchsvoll. Lehrreich. Und garantiert einzigartig. In Kärntens Naturarena vereinen sich diese Prädikate zu einer spektakulären Wandertour – auf dem „Karnischen Höhenweg“.
Ein kurzer Blick in die Vergangenheit, um das Prädikat „geschichtsträchtig“ zu belegen: Angelegt wurde dieser Höhenweg in den Karnischen Alpen bereits im Ersten Weltkrieg – entlang der Staatsgrenze lieferten sich damals Österreicher und Italiener einen erbitterten Gebirgskrieg. Im Partisanenkampf des Zweiten Weltkrieges wurden dann große Teile dieses riesigen Wegesystems zerstört.
Noch heute stehen entlang des Höhenweges zahlreiche Ruinen, zerstörte Stellungen und Bunker als stumme Zeitzeugen, aber wo einst Soldatenstiefel marschierten, wird nun in Wanderschuhen eine faszinierende und einzigartige Gebirgslandschaft erobert. Und nicht von ungefähr trägt diese durchgehend mit der Nummer 403 beschilderte Route den Namen „Friedensweg“.
TRAUMTOUR ÜBER 155 KM
Mit einem Fuß in Italien, mit dem anderen in Österreich, eröffnet sich passionierten Weitwanderern auf einer Gesamtlänge von 155 km von Sillian entlang der österreichisch-italienischen Grenze bis Arnoldstein eine traumhafte Route. Unterwegs öffnet sich der Blick auf die Dreitausender der Hohen Tauern und auf die imposanten Gipfel der Dolomiten, immer wieder laden stille Gebirgsseen wie der Wolayer- oder der Zollnersee zum Rasten und zum Genießen der Landschaft ein.
Acht bis elf Tagesetappen sind für die Bewältigung des gesamten Karnischen Höhenwegs veranschlagt, ingesamt elf Hütten sorgen dafür, dass die Wanderer stets auf der Höhe bleiben. Wer aber die Tour verkürzen will, kann auf beliebig vielen Zubringersteigen aus dem Gailtal und dem Lesachtal in den „Friedensweg“ einsteigen.
Video: Impressionen vom Karnischen Höhenweg
DER ERDGESCHICHTE AUF DER SPUR
Um auch noch das Prädikat „lehrreich“ zu begründen: Weite Teile von Kärntens Naturarena liegen im „GeoPark Karnische Alpen“, der nicht nur Geologen aus der ganzen Welt anlockt, sondern auch den Wanderern spannende Einblicke in 500 Millionen Jahre Erdgeschichte bietet. Besonders spektakulär lässt sich das am „Geotrail“ erleben, der sich am Nassfeld, im Bereich des mächtigen Gartnerkofels, erschließt: Auf diesem etwa 5 km langen Rundweg entdeckt man Gesteinsschichten mit versteinerten Armfüßlern, mit fossilen Resten von Farnblättern und vielen anderen steinernen Zeugen unserer Erdgeschichte. Um aber zu guter Letzt nicht den Eindruck eines „gemütlichen Lehrpfades“ stehen zu lassen: Wer den Karnischen Höhenweg, der sich meist auf 2.000 m Höhe dahinzieht, in seiner ganzen Pracht durchwandern will, muss schon Trittsicherheit, Ausdauer und Bergerfahrung mitbringen, um einen der schönsten Wege der Alpen mit allen Sinnen erleben zu können.
EINFACH ZUM NACHGEHEN
Eine von vielen möglichen Varianten ist in 8 Tagesetappen von Sillian zum Nassfeld.
Gesamtweg: ca. 155 km; von Sillian (Osttirol) bis Arnoldstein (auch in umgekehrter Richtung). Markiert ist der Weg mit der Nummer „403“. 8 bis 11 Tagesetappen. Übernachtungen stets auf Hütten. Schwierigkeit: mittel bis schwer.
1. ETAPPE
- Start: Sillian in Osttirol;
- Ziel: Sillianer Hütte (2.452 m).
- Gehzeit: 4 Stunden (mit Seilbahn-Auffahrt in Obervierschach 2 Stunden).
- Die Tour: Aufstieg von Sillian auf den Helm (2.433 m), über den Grat entlang der österreichisch- italienischen Staatsgrenze gemütlich zur Sillianer Hütte.
2. ETAPPE
- Start: Sillianer Hütte;
- Ziel: Obstansersee-Hütte (2.304 m);
- Gehzeit: 5 Stunden.
- Die Tour: Von der Sillianer Hütte über die Gipfel Hornischegg (2.550 m), Hollbrucker Spitze (2.581 m), Demut (2.592 m) und Eisenreich (2.665 m) zur Obstansersee-Hütte.
3. ETAPPE
- Start: Obstansersee-Hütte;
- Ziel: Porzehütte (1.942 m);
- Gehzeit: 7 Stunden.
- Die Tour: Überschreitung der Pfannspitze (2.678 m) und südliche Umgehung der Kleinen und Großen Kinigat (2.689 m) – Letztere kann über leichte Klettersteige (A/B) überschritten werden. Zur Filmoor-Standschützenhütte (2.350 m, Übernachtungs möglichkeit), weiter am Oberen Stuckensee und durch das Rosskar hinunter zur Porzehütte.
4. ETAPPE
- Start: Porzehütte;
- Ziel: Hochweißsteinhaus (1.867 m);
- Gehzeit: 9 Stunden.
- Die Tour: Von der Porzehütte nach Süden zum Tilliacher Joch und dann auf dem Hauptkamm über die Reiterkarspitze (2.422 m), weiter am Winklerjoch südlich des Hauptkamms bis zur Hochspitzsenke (2.314 m). Südlich unter dem Hochspitz vorbei auf den Steinkarspitz (2.524 m), weiter zum Luggauer Törl und unter der Torkarspitze vorbei zum Hochweißsteinhaus.
5. ETAPPE
- Start: Hochweißsteinhaus;
- Ziel: Wolayer-See-Hütte (1.967 m);
- Gehzeit: 6 Stunden.
- Die Tour: Zuerst hinauf zum Öfnerjoch (2.011 m) dann hinunter in die bewaldete Südflanke des Hauptkamms durch das Val Fleons und wieder hinauf zum Giramondopass (1.969 m). Vom Pass sehr steil hinunter zur Oberen Wolayeralm, über eine Schotterstraße hinauf zum Birnbaumer Törl zur österreichischen Wolayer-See-Hütte (Alternative: 15 Minuten weiter am Westufer des Wolayer Sees entlang zum italienischen Rifugio Lambertenghi Romanin).
6. ETAPPE
- Start: Vom Wolayer See;
- Ziel: Untere Valentinalm (1.205 m;)
- Gehzeit: 3 Stunden.
- Die Tour: Zunächst am See entlang nördlich an der Hohen Warte (ital.: Monte Coglians, 2.780 m,) vorbei und hinunter zur Oberen und Unteren Valentinsalm. Die Besteigung der Hohen Warte durch die Nordwand (Koban-Prunner-Weg) erfordert einen ganzen Tag (Klettersteig-Schwierigkeit B/C bzw. unversicherte Passagen UIAA II).
7. ETAPPE
- Start: Untere Valentinalm;
- Ziel: Zollnerseehütte (vormals Dr. Steinwender-Hütte; 1.738 m);
- Gehzeit: 8 Stunden.
- Die Tour: Zum Plöckenhaus (1.215 m) und am Grünsee vorbei zur Oberen Spielbodenalm (1.818 m), über den Köderkopf (2.167 m) und am Kronhofer Törl vorbei zur Oberen Bischofalm und zur Zollnerseehütte.
8. ETAPPE
- Start: Zollnerseehütte;
- Ziel: Nassfeld;
- Gehzeit: 8 Stunden.
- Die Tour: An Zollnersee und Findenigkofel vorbei zur Straninger Alm (1.501 m), über den Kordinsattel (1.749 m) zur Rattendorfer Schneid. Südliche Umgehung des Trogkofels (2.280 m); dieser kann alternativ von versierten Klettersteiggehern mit entsprechender Ausrüstung über die Ferrata Crete Rosse (Schwierigkeit B/C) und den „Überlachersteig“ überschritten werden. Danach weiter zum Rudnigsattel und schließlich zum Nassfeld-Pass (1.530 m).
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