Die Bike-Saison ist eingeläutet. Um darauf einzustimmen, ­haben wir in dieser Geschichte zusammengetragen, wie sich Einsteiger bestmöglich auf ihre erste Trail-Erfahrung vorbereiten können.

Lara Wulz

Immer größer wird das offizielle, sprich legale Trail-Netz der Alpenrepublik Österreich. Das ist auch gut so, ist der Bike-Trend doch ungebrochen und zieht es Outdoorbegeisterte unterschiedlichster Alters- und Könner-Stufen in Richtung der Wege, die pure Outdoor-­Freude verheißen: Bike Trails. 

Für alle Einsteiger, die zwar mit einer großen Portion Motivation in Richtung Trail rollen, denen aber oftmals grundlegendes Wissen fehlt, wollen wir hier ein paar wichtige Fragen beantworten: Was sollte man können, bevor man auf sogenannten Einstiegstrails seine ersten Fahrten wagt und was sind eigentlich Einstiegstrails? Wie erkenne ich diese und was erwartet mich dort? 
 

Grundsätzlich findet man in unserem Breitengrad die Einteilung von Trails in verschiedene Schwierigkeitsgrade, die durch Farben gekennzeichnet sind, weiß Lisi Osl, Bike-­Expertin (u. a. zweifache Olympiateilnehmerin im Cross Country) aus dem Brixental: „Sehr leichte Trails sind grün gekennzeichnet (SO), leichte Trails blau (S1–S2). Ab rot markierten Trails (S2–S3) und höher befindet man sich im fortgeschrittenen Bereich, was man als Anfänger unbedingt vermeiden sollte.“ Der Grund ist einfach, ergänzt die Saalbacherin Marlene Krug, denn auf leichten Trails und Lines – also den blau Gekennzeichneten – muss man zwar mit einer Neigung bis zu 60°, kleineren, aber rollbaren Hindernissen und Bauten auf griffigem Untergrund rechnen. Was man hier aber noch nicht findet, sind Spitzkehren oder Drops. Darüber hinaus gibt es auch noch kinderfreundliche Wege, welche grün markiert werden, ergänzt Andreas Holzer, Experte von ­Region Lake.Bike­ Villach. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie noch flacher und die Wellen und Kurven auch an die kleineren Bikes angepasst sind.
 

Nachdem jetzt geklärt ist, wie sich anfängerfreundliche Trails definieren, ist für Einsteiger nun wichtig zu wissen, was man an Technik und Kondition mitbringen sollte, um das Trail-Erlebnis auch wirklich in vollen Zügen genießen zu können. Bei den Grundvoraussetzungen sind sich alle Experten einig. Man sollte die grundlegenden Fahrtechniken beherrschen. Solche wie: Wie steht man richtig am Bike, wie bremst man dosiert und sicher, wie verlagert man seinen Körperschwerpunkt so, dass man nicht das Gleichgewicht verliert oder wegrutscht und wie gewöhnt man sich an kleine Unebenheiten wie Bremswellen oder Wasserrinnen? 
Denn ja, auch wenn Einsteigertrails solche Elemente nicht planmäßig haben, können Natur- oder Nutzungseinflüsse auch leichte Trails mit kleinen Überraschungen versehen. „Daher sind eine ehrliche Selbsteinschätzung und Respekt sehr wichtig. Es sollte aber auf keinen Fall Angst im Spiel sein – die braucht man auch nicht haben, wenn man die Grundvoraussetzungen beherrscht“, weiß die Brixentalerin.

Kondition und eine gesunde Selbsteinschätzung muss man also selbst mitbringen – was man jedoch jedenfalls lernen kann, sind Technik und richtiges Verhalten am Trail. Um das zu erlernen, rät hier Marlene Klug: „Am besten wäre es auf jeden Fall, sich für die ersten Versuche einen Bike-Guide zu nehmen, der einem die Grundkenntnisse vermittelt.“ Auch zum Weg über sogenannte Übungsparcours vor dem ersten eigenen Trail-Abenteuer oder der Teilnahme an einer geführten Tour wird Einsteigern von den Profis geraten, denn auch hier gilt: Vorbereitung ist die halbe Bike Tour.

3 Tipps von Trail-Profi Andreas Holzer

1. Die richtige Grundposition ist das Um und Auf beim Mountainbiken. Dabei sind die Pedale waagrecht gestellt und der Schwerpunkt liegt über dem Tretlager. Die Arme und Beine sind leicht angewinkelt und locker nach außen gerichtet. Der Oberkörper ist flach mit einem nahezu waagrechten Rücken und die Zeigefinger liegen auf den Bremshebeln.

Wichtig: Der Blick ist ca. zwei Fahrsekunden voraus auf die Strecke gerichtet.
 

2.Ein gutes Gleichgewichtsgefühl gehört bei dem vielfältigen Gelände zu den Grundfähigkeiten, die man mitbringen sollte. Folgende Übungen helfen die Balance zu verbessern:

  • Balanciere mit dem Vorderrad gegen ein kleineres Hindernis (z. B. einen Baumstamm oder eine Laterne) und lehne dich mit dem Vorderreifen daran an.
  • Verlagere den Schwerpunkt (links/rechts am Rad) während des Balancierens. Am Anfang gelingt dies etwas leichter, wenn man diese Übung auf einer Straße, die leicht aufwärts geht, übt. Der Pedaldruck ist dabei wichtig. Achtung: schwierig für Anfänger!
  • Halte dein Gleichgewicht in der Ebene mit einem leicht eingeschlagenen Vorderrad!

3. Mit der richtigen Bremstechnik ist man auf den Trails auf einem guten Weg. Dabei liegen die Zeigefinger auf den Bremshebeln und man bedient Vorderradbremse und Hinterradbremse gleichzeitig. So hat man eine größere Bremswirkung und demnach einen kürzeren Bremsweg.


Wichtig: Die Vorderradbremse besitzt einen viel größeren Wirkungsgrad als die Bremse des Hinterrades. Wenn dein Körperschwerpunkt zu weit hinten ist, wenn man bremst, kann das Vorderrad wegrutschen. Ist er zu weit vorne, ist ein Überschlag eine mögliche Konsequenz. Beim Bremsen des Vorderrades ist es daher wichtig, die Körperspannung aufzubauen. So bleibt der Schwerpunkt auch dort, wo er laut Grundposition sein soll, und durch den Bremsimpuls wandert er nicht weiter nach vorne. Achtung: Bremse dabei niemals zu stark mit der Vorderradbremse. Das Vorderrad sollte niemals blockieren. Auf ebenen Strecken ist es meist ausreichend, die Hinterradbremse zu benutzen, allerdings auch immer mit Bedacht. Wer eine starke Bremsung nur auf dem Hinterrad durchführt, gerät mit seinem Bike schnell ins Schleudern. 

Neben all den Fähigkeiten ist noch die richtige Ausrüstung essenziell, betont Lisi Osl: „Wichtig sind ein Helm, Handschuhe, Protektoren für Knie, Ellenbogen und Rücken, ein kleines Erste-Hilfe-Set und auch ein Notfallset für das Bike – auch wenn man selbst nicht weiß, wie  man einen Reifen flickt, auf den Trails trifft man meistens jemanden, der helfen kann.“ 

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, nie zu vergessen, dass man in der Natur zu Gast ist und diese entsprechend respektiert und schützt. Das passiert automatisch, indem man stets auf gekennzeichneten Trails bleibt und keine Abkürzungen nimmt, keinen Müll hinterlässt und unnötigen Lärm vermeidet, erklärt Osl. Außerdem sollte man sich auch immer respektvoll den Grundeigentümern und anderen Waldnutzern gegenüber verhalten und sich an die jeweiligen Öffnungszeiten sowie Wegsperren halten, ergänzt der Kärntner Bike-Fex Andreas Holzer. 

Lisi Osl

Die Kirchberger Olympionikin und vielfache Österreichische Meisterin im XCO hat ihre aktive Karriere beendet – die Leidenschaft zum Bike ist aber geblieben.

Web: www.brixental.tirol

Andreas Holzer

Als Kind XC-Rennfahrer, zeichnete er später für Kärntens ersten Dirtpark verantworlich. Heute zieht er als Bike-­Koordinator für die Region Villach die Strippen hinter lake.bike.

Web: www.lake.bike

Marlene Krug

Die Pinzgauerin hat ihre Heimat im Saalbach, kennt die dortigen Trails und Lines aus ihrer Westentasche und kümmert sich ebendort beruflich ums Bike-Marketing.

Web: www.saalbach.com