Am Sonntag ist es soweit. Der IRONMAN 70.3 Switzerland in Rapperswil-Jona steht am Programm, mit dabei Hobbytriathletin Nicole Weiss. Wie es kurz vor dem Rennen ihren Nerven geht und warum Fachliteratur nicht immer förderlich ist, erzählt sie in ihrem Gast-Blog.

Von Nicole Weiss / unicorn-racing.com

Nun ist es in wenigen Tagen so weit und man steht beim Ironman 70.3 in Rapperswil am Start. Als ich mich im September des letzten Jahres angemeldet hatte, wirkte der Event fürchterlich weit entfernt. Zwar früh in der Saison, aber weit entfernt. Ehe man sich versieht, steckt man aber schon in der Tapering-Woche, also in der Woche, in der man seine Beine eher hochlegen und Kräfte sammeln sollte. Ganze drei Einheiten stehen abgesehen vom Rennen in dieser Woche am Programm, und diese fallen kurz aber knackig aus. Es bleibt einem also viel zu viel Zeit, um die Nerven wegzuschmeißen ...

Die schlechteste Idee der vergangenen Tage war es mit Sicherheit, ein Triathlon-Special zum Thema Wettkampf zu lesen, oder anders gesagt ein Sammelsurium an Dingen, die ich hätte machen sollen, aber nicht gemacht habe.

WAS DA SO DRIN STEHT ...
12 Wochen vor dem Rennen solle man das Training mit dem Wettkampfrad beginnen. Wettkampfrad. Ich habe natürlich vier Räder zuhause stehen. Mindestens, wenn nicht sogar fünf Räder. Je ein Rennrad für Training und Wettkampf, natürlich auch ein Triathlonrad nur für das Training und ein besonders schönes für den Wettkampf und dann noch ein Rad mit Einhorn-Lenkerhupe und Prinzessin Lillifee-Einkaufskorb für die gemütliche Picknickausfahrt ... Leute, ich hab genau zwei Räder: ein Rennrad für die Sprintdistanzen und seit Januar ein Triathlonrad (dafür gibt es eben die nächsten zwei Jahre keinen Urlaub mehr). Fertig. Gefahren bin ich mit dem neuen, geilen Gerät dank des überaus tollen Wetters und der Zeitnot bisher genau 475 Kilometer. Das sind laut Literatur rund 1000 Kilometer zu wenig. Aber egal. Da gibt's schon mal ein Häkchen drunter.

Vier Wochen vor dem Rennen sollte man mit dem Freiwasser-Training beginnen (oder im Idealfall auch schon früher). Ich war bisher zwei Mal mit dem Neopren im Freiwasser, weil mich vorher der Erfrierungstod heimgesucht hätte. Die beiden Male schwamm es sich dafür sehr gut und ich bin nicht ertrunken, dies muss also auch reichen.

Acht Wochen vor dem Rennen möge man damit beginnen, Tempoeinheiten über 80 % der Streckenlänge in Form von Koppeltrainings zu absolvieren. Ok. Koppeleinheiten habe ich natürlich gemacht, die Streckenlänge ist hier jedoch fragwürdig und ich rede mich darauf aus, dass ich es als Sprachwissenschaftlerin einfach nicht so mit den Zahlen habe. Obwohl, was heißt hier rausreden: ich weiß ja genau, was ich hätte machen müssen, nur hatte ich oft keine Lust. Punkt. So ehrlich muss man auch mal sein. Einmal beispielsweise stand eine Koppeleinheit am Trainingsplan und ich dachte mir „Nö, bin müde. Ich gehe Blumenpflücken." True Story.

Mindestens einen Testwettkampf, am besten einen olympischen Triathlon, hätte ich auch hinter mich bringen müssen. Auch das ist eher nicht passiert und ich denke, dass zwei recht gute Halbmarathon-Rennen nicht zu den Testwettkämpfen zählen. Obwohl ich beim letzten ob des strömenden Regens eh fast geschwommen wäre. Quasi ein Beinahe-Aquathlon.

Video: IRONMAN 70.3 Switzerland - Offizieller Trailer 2016


Es drängen sich mir also die Gedanken auf, die wahrscheinlich jeden Athleten kurz vor einem großen Bewerb ereilen:

  1. Hab ich denn genug trainiert?
  2. Vielleicht bringen vier zusätzliche Powereinheiten ja noch was für den Grundspeed?!?
  3. Werde ich überleben?
  4. Werde ich als Letzte ins Ziel kommen?


Die Antworten darauf sind schnell gegeben:

  • Ad 1) Wohl nicht.
  • Ad 2) Definitiv nicht.
  • Ad 3) Ja.
  • Ad 4) Wenn das Material hält, dann eher nicht.


Nicole und ihre Laufradtasche / Bild: unicorn-racing.com Man sieht also: so ganz hoffnungslos blicke ich ja nicht in die Schweiz. Als akribische Trainingsplan-Archivarin, die sich im Retro-Style jede einzelne Einheit handschriftlich im Kalender notiert, habe ich ja immer den Überblick. Wenn ich die Notizen zu den letzten 24 Trainingswochen also ansehe, so war ich (bis auf zwei Male verletzungsbedingt) immer im Trainings-Soll. Trotz des Blumenpflückens. Welch netter Versuch zur Selbstberuhigung das Scannen des Trainingsplanes eigentlich ist! Wenn das aber auch nicht hilft, dann einfach den Kopf in den Sand ... oder in die Laufradtasche und auf das Beste hoffen. Ganz getreu dem Motto: Wenn ich die Laufradtasche aufsetze, sieht keiner die Verzweiflung und alles wird gut.

Meine Freundinnen haben mir gesagt: Ach, du wirst das schon rocken – und wenn nicht, dann hast du zumindest bei Outfit, Make-Up und Selbstironie die Nase vorn. Na dann ... auf in die Schweiz!

Hobbytriathletin und Bloggerin Nicole Weiss / Bild: unicorn-racing

Die Bloggerin

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