Und sie hat es doch noch geschafft ... nach anfänglichen Zweifeln verschlug es Hobbytriathletin und Bloggerin Nicole Weiss zum Trainingslager ins katalanische Calella. Wie es einer Amateurin beim Anblick von Soon-to-be-Profis geht, und mit welchen Problemen „eine Tussi" im Sporturlaub zu kämpfen hat, beschreibt die spitzzüngige Kärntnerin in der folgenden Kolumne ...

Von Nicole Weiss / unicorn-racing.com


Triathlon-Fachliteratur kann böse sein. Sehr böse. Insbesondere dann, wenn beginnend mit November traumhaft anmutende Trainingslager im Süden propagiert werden. Wer ein solches nicht in seinem Kalender unterbringen kann, so der dabei entstehende Eindruck, meldet sich am besten gleich wieder von allen geplanten Rennen und Instagram ab ... denn: wie uncool ist man ohne der täglichen Bilder von Ausfahrten entlang einer bildschönen Küstenlandschaft? Sehr uncool. Daher Account deaktivieren. Sofort.

Ich gehöre (leider) zur Kategorie „Trainingslager bis auf weiteres nicht möglich, weil mein Job, der Rad, Ausrüstung, Nenngelder und das tägliche Brot finanziert, die Präsenz bei der Arbeit erfordert". Spätestens im Februar macht sich also ob des fehlenden Trainingslagers zum ersten Mal Panik breit. Dann ist im März das Wetter auch noch schlecht und man fragt sich, ob man mit Hilfe der Trainingsrolle und seiner Lieblingsserie irgendwie die entsprechende Radkilometer und einen gesunden Teint erreicht. Die ehrliche Antwort: Letzteres nicht. Ersteres vielleicht - ist auf diese Weise aber nicht ganz so spaßig.

Irgendwie schaffe ich es dann doch, ein kurzes, selbst zusammengewürfeltes Mini-Trainingslager im Süden zu organisieren. Primär für den Teint, weil ich sonst Gefahr laufen würde, dass man mich bei den ersten Rennen für eine Wasserleiche hält und zu retten versucht.

Also ab nach Spanien mit dem Vorsatz, die Schwimm-, Lauf- und Bräunungsperformance zu verbessern. Das Rad blieb zu Hause – es ist gerade so perfekt eingestellt (und schön!), sodass ich mir das Teilzerlegen sparen möchte. Denn wenn ich das Ding ohne Hilfe wieder zusammenbauen müsste, fährt es wohl nur noch rückwärts und braucht Stützräder.

Der erste Tag verlief ganz genau so, wie man sich einen harten Tag im Trainingslager vorstellt: Outfit zurechtlegen, It-Bag umhängen, Barcelona anschauen und sich von Retro-Kleidchen in den kleinen Shops der Altstadt entzücken lassen. Das war auch mal absolut notwendig. Trotzdem geistert mir durch Kopf: Na toll, wegen des Trainings wäre es gewesen, blöde Tussi!

Ab dem zweiten Tag ging es dann schon ordentlicher zu – zunächst Weiterreise in den Ort Calella und anschließend eine Laufeinheit am Strand. Endlich konnte ich dann auch mal mit „Ich laufe im Sand herum"-Bildern protzen. Schon nach der ersten Session am Strand musste ich mir aber die kritische Frage stellen, ob man sich mit dem Training in Calella für sein sportliches Ego einen Gefallen tut. Hier waren alle unfassbar stark und während man es aus Österreich meist gewohnt war, alleine (mit seinem inneren Schweinehund) zu trainieren, traten die spanischen Triathleten prinzipiell im Rudel auf.

Im Vergleich zu meinen südländischen Kollegen war ich ein Lulu-Albino, der sich eigentlich die meiste Zeit nur fragte, wann diese Menschen arbeiten, wenn sie hier den ganzen Tag trainieren? Oder trainieren sie gar nicht so viel und werden aufgrund des Klimas automatisch so gut? Oder liegt es vielleicht an der regionalen Milch, die sie trinken und if so, darf ich so eine Kuh dann streicheln und mitnehmen? Aber es half ja nix, also hieß es mitziehen, die Gehfäden in die Hand nehmen und sich denken „Hui, das Meer ... mei, schön!".

Calella ist ja vor allem auch für seine hervorragenden Möglichkeiten fürs Schwimmtraining bekannt - schon alleine der 50-Meter-Außenpool des offiziellen Ironman-Trainingszentrums ist sehr imposant. Rund um die Uhr trainieren hier Gruppen aller Altersklassen aus ganz Europa. Natürlich beobachtete ich da einige Trainings in der Hoffnung, die eine oder andere Übung und neue Erkenntnis mitzunehmen. Dann durfte ich in den besagten Pool, hätte mich aber im Vorfeld aus Angst beinahe eingenässt, weiß ich doch genau, welche Performance ich im Wasser abliefere. Bis dahin hatte ich nicht einen (!!!) Honk gesehen, der auch nur annähernd so schlecht war, wie ich. Vor meinem Training befand sich eine Schwimmgruppe aus Frankreich im Pool, Kinder im Alter zwischen 10 und 14 Jahren. Beim Anblick der Profi-Kids verließ mich der Mut. Ich fühlte mich wieder wie 12 und fürchtete, von der Gruppe ausgelacht zu werden. Vielleicht würden sie mir ein Schwimmtier aufblasen und zuwerfen, an das ich mich klammern kann, um nicht zu ertrinken. Andererseits wäre ein aufblasbares Einhorn eigentlich ganz cool, irgendwie.

Es nutzte nichts. Ich wollte weg. Kurzfristig überlegte ich mir auch, ob es nicht viel schöner wäre, sich einfach irgendwo hinzulegen, nur nett auszusehen und die Natur zu betrachten. Das wäre zumindest etwas gewesen, worin mir kein Nachwuchssportler etwas vormachen könnte. Zugegeben: Derlei Gedanken sind gerade, wenn man sich verbessern möchte, wenig zielführend. Also hielt mich nur noch folgendes Mantra über Wasser: Jan Frodeno trainierte auch schon hier und wenn Frodo hier schwimmt, muss ich das auch.

Also Kampfsau-Mode an und durchziehen! Das Gute: im 50-Meter-Becken schafft man seine 2 Kilometer ohne gefühlte 2.368 Wenden dann doch recht zügig. Gott sei es gedankt. Ich durfte wieder raus. Gelacht hatte keiner.

Bloggerin Nicole beim Stabilitätstraining im Fitnessstudio / Bild: unicorn-racingIm Anschluss ging es zur dritten Trainingseinheit an diesem Tag ins Fitnessstudio. Ich freute mich, denn beim Kraftraining kenne ich mich dank Eishockeyvergangenheit bestens aus. Also ab in die Wohlfühlzone oder so ähnlich! Meine Übungen sahen für die Triathlongemeinde wohl recht exotisch aus, doch spätestens im Wettkampf wird mir die dadurch gesteigerte Rumpfstabibilität zugute kommen. Die Welt war wieder in Ordnung.

Das war sie dann auch bei den kommenden Einheiten. Die Strandläufe fühlten sich sehr gut an und auch das Tempo wurde immer besser. So vergingen die Tage im Trainingslager doch sehr zügig. Mein Fazit: schneller geworden? Hoffentlich. Brauner geworden? Auf jeden Fall.

Wehmütig ging mir während des Heimflugs der Gedanke durch den Kopf, dass ein bisschen mehr Relaxen am Strand schon in Ordnung gewesen wäre. Doch der sportliche Teil meines Gehirns intervenierte sofort: „Ruhig bist, du warst zum Trainieren dort!" Gut so, fürs Herumliegen hatte ich sowieso kein passendes Outfit dabei.



Hobbytriathletin und Bloggerin Nicole Weiss / Bild: unicorn-racing

Die Bloggerin

Mehr von Hobby-Triathlon-Bloggerin Nicole Weiss findest du auf unicorn-racing.com sowie ihrer Facebook-Seite facebook.com/Unicorn-Racing.


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