Das Langlaufen hat sich in meiner Kindheit ganz von selbst ergeben. Zehn Meter neben meinem Heimathaus in Frojach, im steirischen Bezirk Murau, führte die Loipe vorbei. Außerdem war auch mein Vater schon, genau wie ich später, Olympia-Biathlet. Somit waren bei uns daheim die Langlauflatten das größere Thema als die Alpinski.

Von Christoph Sumann


Zu Weihnachten sind oft neue Langlauf­ski unterm Christbaum gelegen. Im Verein waren ambitionierte Leute am Werk, die immer gleich frisch gespurt haben, kaum dass es geschneit hatte. Das Dahin­gleiten in der Loipe war folglich eine Riesengaudi. Obwohl ich auch als Kind schon vielseitig sportlich interessiert war, hab ich die Wintermonate vorzugsweise in der Loipe verbracht.

An meiner Freude an der Sportart hat sich bis heute nichts geändert. Aber eines hat sich schon geändert, nämlich das Wetter. Gerade, was die letzten Winter betrifft, waren bei uns daheim die Verhältnisse eigentlich nie mehr so, wie ich es von früher gekannt habe. Und da muss ich gar nicht bis in meine Kindheit zurückschauen, auch als Profi hab ich früher regelmäßig im Heimatort meiner Kindheit (wo ich heute wieder wohne) trainiert. Wäre allerdings damals, in den 1980er-Jahren, die Schneelage schon so gewesen wie jetzt in den letzten, wäre ich aber eher nicht beim Langlaufen, sondern vielleicht beim Radfahren gelandet.

Ehrlich, das stimmt mich schon nachdenklich. Und auch ein bisserl wehmütig. Auf jeden Fall mache ich mir Sorgen um „meine" Sportart. Denn das Langlaufen selbst ist großartig. Wenn ich heute fürs Fernsehen mit dem Biathlon-Weltcup unterwegs bin, hab ich die Langlaufski immer mit. Durch eine verschneite Winterlandschaft zu gleiten, zum Beispiel am Holmenkollen, das ist ein Traum. Aber andererseits gibt es auch im Weltcup heute Stationen, wo gerade einmal die Rennloipen präpariert sind und rundherum von weißer Landschaft nicht viel zu sehen ist.

Im Norden droben liegt auch eines meiner großen sportlichen Ziele, das ich mir als nunmehriger Freizeitsportler gesteckt habe: der Wasalauf. Dafür müsste ich mich freilich entsprechend vorbereiten. Dort ist ja, anders als im Biathlon, der klassische Stil gefragt. Mit einer regelmäßigen Vorbereitung spießt sich die Sache dann schon wieder, denn dafür müsste ich mir erst die Zeit freischaufeln, um regelmäßig in ein Trainingsgebiet zu fahren, was sich heuer mit meinem Terminkalender eher nicht vereinbaren lassen wird. Klar, der Wasalauf rennt mir nicht davon, aber auch da wird es mir einmal mehr bewusst: Ein Langlauftraining gleich vor der Haustür – wann war das zuletzt einmal möglich?

Ramsau, Seefeld, Obertilliach und wie sie alle heißen: Natürlich gibt es in Österreich noch immer traumhaft schöne und auch schneesichere Langlaufdestinationen. Bei uns daheim aber war es mit dem Wetter wie verhext: Es fehlte weniger an den tiefen Temperaturen – es gingen einfach die großen Niederschläge regelmäßig an uns vorbei. Jetzt hoffe ich eben, wie wahrscheinlich zig­tausende andere ­Hobbylangläufer, heuer auf einen tief verschneiten Traumwinter – und auf viele Langlaufkilometer praktisch gleich vor der Haustür. Auf einen Winter wie früher halt. Rausgehen, loslaufen – auch was, was diesen Sport so faszinierend macht.

Aber ehrlich, ich fürchte: Die Luft, oder besser gesagt, die Schneelage wird für uns Langläufer leider immer dünner ...

Der Kolumnist

CHRISTOPH SUMANN war als Biathlet viele Jahre Weltklasse. Nun ist er selbst aktiv in der Hobbysportszene unterwegs und notiert hier für die SPORTaktiv-Leser seine Erlebnisse, seine Eindrücke – und seine Tipps.


Web: www.christoph-sumann.com


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