Das gilt nicht nur für die Fernsicht, sondern auch für die Aussicht aufs Wanderjahr 2025. Wer jetzt schon vorplant und sich ein „höheres“, „weiteres“ oder auch besonders schönes Ziel als Jahreshighlight setzt, kann sich nicht nur darauf hinfreuen, sondern vor allem auch perfekt darauf vorbereiten.

Christof Domenig
Christof Domenig

Wandern ist beliebt. Die Zeiten, als es als ein wenig angestaubt galt, sind längst vorbei. Heute zieht es alle Generationen in die Berge. Fragt man Marlene Gruber von der „AG Wandern“ im Salzburger Gasteinertal, ist Wandern mittlerweile sogar schon zum Ganzjahressport geworden: „Nicht nur im Sommer, auch im Frühling und Herbst und sogar im Winter spielt es eine immer größere Rolle.“ 

So richtig los geht es freilich demnächst wieder, wenn je nach Schneeschmelze Stück für Stück höher in die Berge gewandert werden kann. Auf die wichtigen Safety-Basics auf den ersten Frühlingstouren – wie rutschige Böden, Schneefelder in höheren Lagen usw. – wollen wir diesmal in Form eines Links auf unser umfangreiches Online-Geschichtenarchiv verweisen. Zusätzlich animieren wir diesmal zum weiteren Vorausblick in die Saison. Unser Vorschlag: Sucht euch jetzt schon zeitgerecht ein wanderbares Jahreshighlight aus (Ideen dazu in unseren „Top 20“) und setzt es euch als Ziel für den Sommer oder Herbst. Das schürt nicht nur die Vorfreude, sondern lässt auch noch genügend Zeit zur Planung.

Ob es ein höheres, ein weiteres oder einfach ein besonders schönes Ziel ist, das euch reizt – es zahlt sich auf jeden Fall aus, einmal im Jahr etwas „mehr“ als nur die gewohnte Wochenendtour ins Visier zu nehmen. Am Beispiel Weitwandern sagt Marlene Gruber: „Um den Alltagsstress hinter sich zu lassen, braucht es in der Natur ein wenig mehr Zeit. Je länger man unterwegs ist, desto ‚freier‘ wird man. Die Bewegung wie das Naturerlebnis helfen, dass die Alltagsgedanken in den Hintergrund treten.“

Die richtige Tourenplanung beginnt schon mit der Idee der Tour und der passenden Zielsetzung.

Wolfgang Kinz, Bundesreferent Bergsport Naturfreunde Österreich

Die Tourenplanung startet jetzt
Ein Jahresziel in Wanderschuhen früh genug zu planen, ist auch deshalb wichtig, weil die Sportart manchmal unterschätzt wird. „Egal, welches Unternehmen man in den Bergen macht, das Um und Auf ist die Vorbereitung. Für ein größeres Unterfangen braucht man auch entsprechend mehr Zeit“, mahnt Wolfgang Kinz von den Naturfreunden. Ähnlich die Message von Wolfgang Menzel aus der Region Wiener Alpen (NÖ) – der auch auf die hohe Zahl von Bergrettungseinsätzen im letzten Jahr verweist.

Die richtige, vernünftige Tourenplanung, sagt Naturfreunde-Experte Kinz, beginnt schon mit der Idee. Schon bei der Suche eines passenden Ziels muss natürlich mitbedacht werden, ob die Tour für einen selbst – und zwar auch zum angestrebten Zeitpunkt – überhaupt realistisch und sicher machbar ist. „Tourenplanung umfasst drei Faktoren“, erläutert Kinz: „Erstens den Faktor Mensch. Das betrifft mich selbst und all jene, die mitgehen werden.“ Zweitens „den Faktor ­Verhältnisse – zu dem Zeitpunkt, wo ich die Tour gehe“. Das Wetter kann man jetzt noch nicht vorausplanen, die Wahrscheinlichkeit, dass die Verhältnisse zur angestrebten Tour passen werden, aber schon. „Will ich etwa eine Hochtour auf Berge wie den ­Großglockner oder Großvenediger unternehmen“, nennt Kinz ein Beispiel, „dann wird Juli und August der beste Zeitpunkt sein. Davor wird es noch zu winterlich sein, ­danach kann es auch schon wieder schwierig mit den Verhältnissen werden.“ Der dritte Faktor bei der Tourenplanung ist das Gelände. Sind die Wege dort zu dem Zeitpunkt gehbar, welche Anforderungen bestehen und kann ich sie bewältigen? Schaffe ich die erforderliche Zahl an Höhenmetern, brauche ich Trittsicherheit und muss ich schwindelfrei sein? All das ist also schon bei der Zielsetzung mitzubedenken.

Aufs Ziel hintrainieren
Setze ich mir mein Ziel schon jetzt für den Sommer oder Herbst, dann kann ich mich noch darauf vorbereiten, gewissermaßen darauf hintrainieren. Aber auch dafür braucht es eine realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten. 

Neben regelmäßigem Wandern rät Wolfgang Menzel für alle sportlichen Aufgaben am Berg zu einem ganzjährigen regelmäßigen Ausdauersport und möglichst auch Krafttraining und, speziell wenn man nicht mehr ganz jung ist, auch zu einem Gleichgewichtstraining, „das verlieren wir vor allem ab dem 50. Lebensjahr.“ Um sich selbst gut einschätzen zu können, ist regelmäßiges In-die-Berge-Gehen freilich unerlässlich. Dabei beginnt man mit einfachen, kurzen Touren, und tastet, sich langsam steigernd, zu höheren Aufgaben hin – das empfiehlt sich generell vernünftigerweise nach einer Winter-Wanderpause, auch wenn man zu den erfahrenen Wanderern zählt.

Mehrere Tage am Stück wandern
Sehr beliebt sind mittlerweile Mehrtagestouren, sozusagen „kleine“ Weitwanderungen über drei, vier Etappen bis hin zu einer Woche – entsprechend öfter in unseren „Top 20“ vertreten. Im Gasteinertal etwa gibt es den neuen Gastein- Trail, in den Wiener Alpen den Rosalia-Rundwanderweg. Mehrere Tage hintereinander unterwegs zu sein, beansprucht den Körper natürlich stärker als eine Tagestour.  Marlene Grubers Tipp zur realistischen Selbsteinschätzung: „Schaut euch die Distanzen und Höhenmeter an, die auf der Tour zu bewältigen sind. Am besten probiert man es aus, einmal eine Tagestour mit ähnlichen Eckdaten zu gehen, um zu erfahren, wie es sich anfühlt.“ Will man rund eine Woche unterwegs sein und ist nicht gerade sehr geübt im Weitwandern, sollte man auch einmal einen Pausentag einplanen, so Gruber. Zu beachten: Fürs Reservieren von Hüttenübernachtungen sollte man früh genug dran sein, rät Menzel.

Wer es in der Planung bequem haben (und auch Reservierungsstress vermeiden) will, kann auf ein Package zurückgreifen, wie sie auf jungen touristischen Weitwanderwegen seit einigen Jahren angeboten werden. Auch das schwere Gepäck kann man von Unterkunft zu Unterkunft transportieren lassen, um dann nur mit dem Tagesrucksack unterwegs zu sein. 

Eines ist jedenfalls sicher: Passt das gesetzte Ziel, ist man entsprechend weder über- noch unterfordert – dann gibt es kaum Schöneres, als einmal im Jahr besonders tief in die Natur einzutauchen. 

Marlene Gruber

Marlene Gruber ist Projektmanagerin und leitet die AG ­Wandern im Gasteinertal (S).

Web: www.gastein.com
 

Wolfgang Menzel

Wolfgang Menzel ist Bergwanderführer in der Region ­Wiener Alpen (NÖ) und Branchensprecher für Outdoor-Aktivitäten im Fachverband Freizeit- und Sportbetriebe der Wirtschaftskammer Österreich.

Web: www.teamwandern.atwww.wieneralpen.at

Von weit bis steil: Gerade im Corona-Winter liegt Winterwandern im Trend
Wolfgang Kinz, MSc

ist Wanderführer, Trainer & Coach aus Faistenau (S) im Salzkammergut. 
WEB: www.wanderguide.at