Eine wasserdichte und atmungsaktive Hardshelljacke ist im Bergsport unverzichtbar, weil sie als Einzige vor den Elementen völlig schützt. Manche Hardshells sind als PFC-frei gekennzeichnet – andere nicht. Wie ist hier der Stand der Dinge?
Wer meint, PFC-freie Hardshelljacken wären im umweltbewussten Outdoorsportsegment im Frühling 2025 ohnedies längst Standard, irrt. Die umweltschädlichen PFC oder auch PFAS kommen in den wasserdichten und atmungsaktiven High-Tech-Jacken einerseits in den Imprägnierungen vor, die dafür sorgen, dass Wasser schön abperlt. Und andererseits auch in etlichen Membranen, die im Stoff des Kleidungsstücks eingearbeitet sind und deren Aufgabe es ist, Wasser nicht von außen an den Körper durchzulassen, aber in der anderen Richtung Wasserdampf aus Schweiß nach außen hin abzuleiten. Zwar gibt es schon länger sowohl bei Imprägnierungen wie auch bei den Membranen Varianten ohne PFC, Standard sind sie nicht. Wir haben bei Experten dreier großer Hersteller von bekannt hochwertigen Hardshelljacken den Stand der Dinge erfragt – bei Fjällräven, Salewa und Montane.
PFC bzw. PFAS kommen in den Imprägnierungen wie in den Membranen vieler Hardshelljacken vor.
Gute Gründe für den Verzicht
Die Abkürzung PFC oder auch PFAS, wie sie mittlerweile öfters bezeichnet werden, steht für per- und polyfluorierte Chemikalien bzw. per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (wobei PFAS streng genommen der übergeordnete Begriff ist, PFC also zu den PFAS gehören – aber der Einfachheit halber wollen wir, wie landläufig gängig, die Begriffe im Folgenden synonym verwenden). Diese Chemikalien werden natürlich nicht nur im Bereich von Outdoortextilien eingesetzt, sondern zum Beispiel auch in beschichteten Pfannen, Schmiermitteln u. v. m. Mittlerweile weiß man jedoch seit Längerem, dass sie sich in der Umwelt anreichern und nicht abgebaut werden, und sie werden als umwelt- und potenziell gesundheitsschädlich eingestuft. Gute Gründe also, darauf zu verzichten.
„Wir von Fjällräven haben im Jahr 2009 beschlossen, schädliche PFC aus sämtlichen Bestandteilen unserer Produkte zu eliminieren“, hält René Gruber fest. Die schwedische Marke kann daher mit Recht als Vorreiter in Sachen PFC-freier Outdoortextilien bezeichnet werden. „Wir haben dies nicht wirklich stark kommuniziert, rückblickend war dies vielleicht nicht die beste Entscheidung.“
Matteo Rolando, Junior Produkt Manager bei Salewa, teilt zum aktuellen Stand mit: „In Europa gibt es momentan keine Vorschriften, die dazu verpflichten, PFAS-freie Jacken anzubieten, was bedeutet, dass viele Jacken auf dem Markt erhältlich sind, die nicht PFAS-frei sind.“ Für Salewa betont er zugleich: „Umweltschutz ist einer unserer Kernwerte. Deshalb werden seit vielen Jahren die meisten unserer Hardshell-Jacken mit unserer vollständig PFAS-freien Powertex-Membran hergestellt. Zusätzlich verwenden wir in einigen Produkten Gore-Tex-Membranen – und ab diesem Sommer werden wir beginnen, die neue Gore-Tex ePE-Membran in ausgewählten Artikeln unserer Kollektionen zu implementieren.“ Zur Erklärung: Mit seiner neuen Gore Tex ePe Pro-Membran lässt das US-Unternehmen, gewiss der bekannteste Hersteller von Membranen, aktuell das Zeitalter der PFC hinter sich. Auf der vergangenen ISPO-Messe in München Anfang Dezember wurde die erste Produktgeneration mit der neuen Membran von vielen Marken vorgestellt. Bis dahin war die hochwertigste Gore-Tex-Membran noch nicht PFC-frei.
„Der Markt befindet sich in einer Übergangsphase“, erklärt auch Liam Steinbeck für den britischen Outdoor-Textilien-Hersteller Montane, „in der sich die Kapazitäten von bisherigen Technologien auf neue, PFC-freie Produktangebote verlagern. Bei Montane sind wir diese Herausforderung in zwei Schritten angegangen: Für Herbst/Winter 2024 haben wir unsere Petrichor-Technologieplattform auf den Markt gebracht, eine membranfreie Technologie, die zuverlässige Wasserdichtheit und außergewöhnliche Atmungsaktivität bietet. Unsere Torren-Jacke mit dieser Technologie gewann prestigeträchtige Auszeichnungen. 2025 wird die Produktpalette mit Petrichor zunächst erweitert. In einem zweiten Schritt werden wir im Herbst 2025 eine umfassende Gore-Tex-Kollektion mit (PFC-freier) ePE-Membran einführen.“
Stand der PFC-freien Technologie
Es ist also Bewegung in der Sache. Wie ist heute der Stand der PFC-freien Technologie? Auch dazu haben wir ausführliche Auskünfte erhalten – die Essenz lässt sich am besten mit René Grubers Worten zusammenfassen: „Mit der heutigen Technologie einer PFC-freien Hardshelljacke gibt es bezüglich Wasserdichtheit und Atmungsaktivität keinen beträchtlichen Nachteil mehr“, sagt der Fjällrävens-Experte, „lediglich einen kleinen bei der Pflege: Man muss die Jacke öfters imprägnieren.“ Der Forschungsprozess über die Jahre, bis man an den heutigen Stand gelangte, war jedoch sehr wohl herausfordernd, weiß nicht nur Gruber zu berichten: „Die größten Herausforderungen lagen in den Bereichen Wasserabweisung, Langlebigkeit der Imprägnierung und Materialkomplexität – es bleibt auch weiterhin ein fortlaufender Entwicklungsprozess, um die Balance zwischen Performance, Nachhaltigkeit und Kosten aufrechtzuerhalten.“
„Im Gebrauch werden die meisten von uns keinen signifikanten Unterschied wahrnehmen, vor allem nicht bei den Schlüsselattributen“, sagt auch Montanes Liam Steinbeck zur Frage, wie sich aktuelle PFC-freie Hardshells im Vergleich zu solchen mit PFC verhalten. Dass die PFC-freien Produkte nicht so beständig gegen Öle sind, ist Fakt, aber im Outdooreinsatz gewiss vernachlässigbar.
Im Gebrauch gibt es keinen wahrnehmbaren Nachteil. Nur etwas mehr Pflege ist nötig.
Tipps für die Pflege
Was ist nun bezüglich Pflege genau zu beachten? Matteo Rolando von Salewa: „Es stimmt, Pflege und Imprägnierung einer PFAS-freien Hardshell-Jacke erfordern oft einen etwas anderen Ansatz. Da PFAS-freie DWR-Behandlungen in der Regel weniger haltbar sind als ihre PFAS-basierten Vorgänger, ist eine regelmäßige Pflege unerlässlich, damit die Jacke ihre optimale Leistung erbringt.“ Regelmäßiges Waschen – unter Beachtung der Pflegehinweise – helfe, die Leistungsfähigkeit zu erhalten. Man sollte milde, umweltfreundliche Waschmittel für technische Textilien nutzen und Weichspüler oder harte Chemikalien vermeiden.
Outdoorsportler hätten in den vergangenen 30, 40 Jahren das Privileg außergewöhnlich leistungsfähiger Hardshell-Stoffe gehabt, sagt Montanes Liam Steinbeck, „jedoch zu inakzeptablen Kosten für die Umwelt.“ Nun habe die Outdoorindustrie Pionierarbeit in der Entfernung der Chemikalien geleistet und mittlerweile große Fortschritte gemacht. Es liegt auch an uns, diese zu honorieren und mit bewusster Auswahl zu unterstützen.