Hunderte Seilbahnen in den Alpen sind auch im Sommer in Betrieb. Viele der Sommerbergbahnen verstehen sich dabei nicht bloß als reine Aufstiegshilfen und „Zustiegsbeschleuniger“, sondern machen die Berge zu Erlebnisräumen.

Christof Domenig
Christof Domenig


Die Bergschuhe geschnürt, den Rucksack am Rücken, die erste Gondel am frühen Morgen betreten, um Zeit und die ersten Höhenmeter zu sparen. Diesen klassisch sportlichen Zugang zu den Bergbahnen gibt es im Sommer natürlich auch. Doch die Seilbahnen sind mehr als bloß pragmatische Zustiegsbeschleuniger für Wandertouren, rund um die Bergstationen warten vielerorts spannende Erlebniswelten.

Für Stefan Leitner, Marketingleiter vom Ski Juwel Alpbachtal Wildschönau in Tirol sind die sportlich-pragmatischen Sommerbergbahn-Nutzer heute in der Minderheit. „Die touristische Ausrichtung des Alpbachtales und der Wildschönau geht sehr geziehlt auf den Bereich Familien“, erklärt Leitner ganz grundsätzlich die Bedeutung der Bergbahnen für eine touristische Region, „der Gast will rauf auf den Berg, die Aussicht, die frische Luft und die Natur genießen. Wir merken vermehrt, dass die Entscheidung für eine Region stark auch vom Erlebnis am Berg abhängt.“ Auch Isabella Dschulnigg-Geissler, Geschäftsführerin der Saalbacher Bergbahnen in Salzburg bestätigt, dass es mit der reinen Auffahrt auf den Berg längst nicht getan ist: „Bis zu zehn Seilbahnen bringen unsere Gäste im Sommer bequem und sicher auf unsere Erlebnisberge wie Reiterkogel, Kohlmais, Schattberg, Westgipfel, Zwölferkogel, Asitz oder Lärchfilzkogel. Neben 550 Kilometern markierten Wanderwegen sorgen Spielplätze, Abenteuer- und Erlebniswege, Lehrpfade und vieles mehr für Erlebnisse am Berg.“ In Österreichs größter Bike-Region Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn warten zudem „über 90 Kilometer Lines & Trails, ein gemeinsames Bike-Ticket und Hunderte Kilometer Bike-Strecken aller Schwierigkeitsstufen auf Downhiller, Tourenfahrer und E-Biker“, so Dschulnigg-Geissler.

Typische Attraktionen und Erlebnisse, wie sie rund um viele Bergstationen von Sommerbergbahnen in Österreich zu finden sind? Etwa Aussichtsplattformen oder spektakuläre Aussichtspunkte. Typische Familien-Attraktionen sind besondere Spielplätze, Erlebniswege und Sommerrodelbahnen, ebenso zieht das Thema Kulinarik am Berg mit Restaurants und Hütten sowie Angeboten, die etwa regionale Produkte in den Mittelpunkt stellen, viele nach oben.

Von familiär bis sportlich
Bei der Bergstation der Wiedersbergerhornbahn im Alpbachtal wartet konkret ein Spielparadies für alle Generationen: „Mit dem Alpbachtaler Lauserland – inkl. dem „Lauser-Sauser“ mit Österreichs höchstem Kreisel – ist es uns gelungen, eine Ganzjahresattraktion am Berg zu installieren. Gäste kommen von recht weit her, um das zu erleben. Kein gewöhnlicher Spielplatz, alles besteht aus Holz und natürlichen Materialien aus der Region, ist liebevoll gestaltet“, betont Leitner. Oft wird der Tag am Berg mit einem Gipfelerlebnis im Familienverband gestartet, nach 45 Minuten ist man von der Bergstation am Wiedersberger Horn oben, um sich danach mit Spiel und Spaß im „Lauserland“ zu belohnen. Mancherorts wird die Gondelfahrt bereits selbst zum Erlebnis, etwa durch Panoramagondeln – im Alpbachtal hat man eine Genussgondel installiert, ein Angebot, das sehr gut angenommen wird und im Sommer fast immer ausgebucht ist, wie Leitner verrät: „Man bekommt einen Genusskorb mit  Spezialitäten aus der Region. Der Gast kann mit der Gondel fahren und frühstücken, so lange er möchte, was übrig bleibt, dann einpacken und den Tag am Berg verbringen und am Ende wieder runterfahren. Das Genuss-Thema nimmt generell immer mehr Fahrt auf – wir haben schon Heiratsanträge und sogar eine goldene Hochzeit gehabt.“ Ebenfalls überaus beliebt sind die Sonnenaufgangswanderungen, so Leitner: Der Betrieb startet dann schon um 4.30 Uhr, um Gästen das Sonnenaufgangserlebnis am Berg zu ermöglichen.

Besonders beliebt in der Saalbach Hinterglemmer Bergwelt? „Bei Familien etwa Montelino’s Erlebnisweg oder Berg Kodok“, berichtet Dschnulnigg-Geissler, aber auch die sportliche Zielgruppe wird bedient, etwa mit den „Seven Summits of Saalbach Hinterglemm für Wanderer“ oder „The Challenge – Bike your limit“ für Biker: „Das ist die Herausforderung in unserer Bike-­Region: Wer schafft es, das ganze Gebiet rund um Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn an einem Tag abzufahren? Sieben Berge sind unter Zuhilfenahme von sieben Seilbahnen zu befahren, höchstes Bike-Vergnügen ist garantiert.“
 

Das Genuss-Thema nimmt immer mehr Fahrt auf – wir hatten auch schon Heiratsanträge in der Gondel.

Stefan Leitner, Marketingleiter vom Ski Juwel Alpbachtal Wildschönau in Tirol

Nachhaltigkeits-Initiativen
Die Seilbahnen setzen zudem immer stärker auf Nachhaltigkeit, winters wie sommers: „Für saubere Energie in Eigenregie sorgen seit vielen Jahren Photovoltaikanlagen, die auf den Dächern oder in Fassaden von Seilbahn- und Betriebsgebäuden integriert wurden“, erklärt Dschulnigg-Geissler. „Durch diese Installationsart müssen keine zusätzlichen Grünflächen für die Stromgewinnung verbaut werden. Für die Nutzung der erneuerbaren Ressource Wasser zur Stromerzeugung sind Wasserkraftwerke in der Planungsphase, bald werden die Turbinen grünen Strom erzeugen. Bei der Kohlmaisbahn befindet sich eine Ladestation für Elektroautos.“ Ähnliches kann Stefan Leitner berichten: „Wir haben eine Photopholtaikanlage, wo wir selber Strom erwirtschaften oder E-Ladestellen.“ Berg- und Talfahrt sowie die Erlebnisräume kann man also auch mit gutem Gewissen nutzen. 

Eine Auflistung von Sommerbergbahnen in Österreich, Bayern und Südtirol findest du HIER.

Isabella Dschulnigg-Geissler

ist Geschäftsführerin der Saalbacher Bergbahnen GmbH.

Web: www.saalbach.com

Stefan Leitner

ist Marketingleiter vom Ski Juwel Alpbachtal Wildschönau in Tirol.

Web: www.skijuwel.com/sommer