Zwei Flugstunden von ­Österreich entfernt läuft Mitte Oktober der „Palma­ ­Marathon Mallorca“ (PMM). Ein internationaler Event ohne Ballermann-Klischees als Alternative zu den bekannten Herbstmarathons. SPORTaktiv hat sich vor ort umgeschaut.

Christof Domenig
Christof Domenig

Die Regierung der Balearen-Insel bemüht sich seit Jahren, das Partyinsel-Image, naja, zumindest in geregelte Bahnen zu lenken. Und damit sollen alle Klischees auch schon abgehandelt sein. Sportler denken bei Herbst/Winter und Mallorca sowieso an anderes: An die Mountainbike-Routen im Hinterland oder sonnige Triathlon-Trainingslager, beispielsweise. Den Marathon in der Inselhauptstadt Palma haben noch vergleichsweise wenige Österreicher auf dem Radar. Der Lauf wird seit drei Jahren neu aufgestellt. Zuvor hatte der Event viele Jahre lang den Reiseveranstalter „Tui“ als namensgebenden Hauptsponsor. Und einen sehr hohen Anteil deutscher Starter. Mit neuem, spanisch-deutschem Organisationsgespann (der spanischen Eventagentur Kumulus und der deutschen WEC) geht es seit 2015 in eine betont andere Richtung: Nun will der Event ein viel internationaleres Publikum anziehen – und das gelingt bereits in Jahr drei ausgesprochen gut.

46 NATIONEN, HOHER FRAUENANTEIL
Doch zunächst: „Kurz-kurz“ hat in diesem Oktober 2017 eine zweite Bedeutung: Kurzärmelig kann man in den Flieger steigen, ohne am Rollfeld zu frösteln, um zwei Stunden später bei 25 Grad unter blauem Himmel wieder auszusteigen. Dass just am Wochenende des „PMM“ auch in ganz Mitteleuropa beinahe nochmals sommerliche Bedingungen herrschten, war bloß Zufall. Auf Mallorca ist es üblich. Sonnencreme nicht vergessen. Schon sehr fein, so eine herbstliche Sonnengarantie – finden dann auch über 10.000, die am Sonntag, dem 14. Oktober, in Palma an der Startlinie zu den drei Strecken über 42, 21 und 10 Kilometer stehen. Zeitig um 9 Uhr, den zu dieser Jahreszeit üblichen Tagestemperaturen (eben rund um 25 Grad oder auch knapp darüber) geschuldet. Nochmal zum Stichwort „international“: Beeindruckend, so ein Starterfeld aus 46 Nationen – auch nicht gewöhnlich sind 45 Prozent Frauenanteil. Die Stimmung: fröhlich, freundlich. Wie man es sich im Urlaub wünscht. Nach Bestzeiten giert keiner. Größte Nation am Start sind noch die Deutschen, doch Spanier und Briten folgen nicht weit dahinter. Viele Skandinavier sind da, Italiener, Osteuropäer, eben ein bunter Nationenmix. Und T-Shirts beweisen: Viele Laufvereine zieht es aus ganz Europa gemeinschaftlich in den Süden.

DURCH DIE VERWINKELTE ALTSTADT
Die 21-km-Runde (Marathonis laufen zwei Runden) teilt sich in zwei Hälften mit deutlich unterschiedlicher Charakteristik. Die ersten 11 Kilometer (und damit auch der gesamte 10-km-Run) führen als Schleife am Hafen entlang. Richtig interessant wird’s danach: Man biegt in die Altstadt ab mit wunderschönen, teils auch schmalen und verwinkelten Gässchen. Neben den Temperaturen noch ein Grund, warum man beim „PMM“ keine Bestzeit erwarten sollte. Genießen, schauen, Atmosphäre aufsaugen: Das passt auch viel besser. Gänzlich frei von Ambition geht es an der Spitze nicht zu: 2015 reichten noch 2:43 Stunden zum Marathonsieg – heuer kommt der Spanier Cristofol Castanyer Bernat schon nach 2:31:15 Stunden ins Ziel. Siegerinnen und Sieger der drei Hauptbewerbe kommen aus: Spanien (2 x), Deutschland, Tschechien, Großbritannien und Schweden. Ein gutes Spiegelbild des Starterfeldes.

Für wen ist der PMM nun eine Reise wert? Für alle, die noch einmal den Sommer erleben, Urlaubsfeeling und südliches Flair genießen – und dabei einen professionell organisierten Herbstmarathon mitnehmen wollen. Das Wochenende rennt vom Frühstückslauf am Freitag, über den Kinderlauf am Samstag bis zum Marathonsonntag betont entspannt ab. Apropos entspannt: Vom Ziel marschiert man eine Minute zum Strand und streckt die strapazierten Füße ins Meer. Sorry, aber da kommt kein Massagedienst mit ...