Mit Gewichten die Hände zu beschweren, um auf der Laufrunde auch was für den Oberbody zu tun? Natürlich wissen wir, dass das nichts Neues ist. Bevor aber jetzt alle Besitzer von Uralt-„Heavy Hands“ vorschnell ihren „alten Hut“ auf diese Geschichte draufhauen: Dieses neue Gerät „Reaktor“als gewöhnliche Hantel abzukanzeln, trifft ungefähr so zu, wie wenn man einen guten Laufschuh mit Flip-Flops vergleicht. Klar, laufen kann man mit beiden ...
Die Perlen machen den Unterschied
Ein Blick in die offizielle Beschreibung des „Reaktors“ zeigt schon, dass da tatsächlich mehr Know-how drinstecken muss als in einem Eisenstangerl, an dessen zwei Enden zwei Gewichte sitzen: „Der Reaktor ist ein leicht gebogener Metallstab, der im Inneren eine Hohlkammer hat, die wiederum mit einem speziellen Granulat gefüllt ist. Und diese Microquarzperlen werden mit jedem Schwingen der Arme in abwechselnder Richtung gegen die Enden der Hohlkammer geschleudert.“
So weit, so gut – und auch für den Laien verständlich. Aber was zündet er da, der Reaktor? Wir haben Claus Bader, einen anerkannten Lauftrainer der Sportunion, befragt, der sich im Rahmen einiger Ausbildungskurse genauer mit dem „Reaktor“ auseinandergesetzt hat. „Einfach ausgedrückt, wird durch das Schleudern des Granulats folgende Wirkung erzeugt: Die Muskulatur in den Armen und in weiterer Folge auch des gesamten Oberkörpers reagiert auf dieses frei schwingende Granulat mit einer sogenannten Vorspannung. Und diese ruft wiederum eine ,reaktive Stabilisation‘ in der tiefen Muskulatur hervor.“
Aha. Und was heißt das genau? „Es ist ja in erster Linie die tiefsitzende Muskulatur, die unseren Körper stützt. Aber bei fast allen Übungen mit normalen Gewichten werden hauptsächlich die großen Muskeln trainiert. Und nicht die, die an der Wirbelsäule und an den Gelenken sitzen. Durch das bildlich gesprochene ,Nachschlagen‘ des Granulats bei jedem Schwung mit dem Reaktor wird diese tiefe Muskulatur tatsächlich gereizt und somit trainiert“, erklärt der Laufexperte.
Als Fitnessgerät in der Regeneration, zum Beispiel nach Schulterverletzungen, wurden diese „gefüllten Hanteln“ ja schon seit Jahren mit sehr gutem Erfolg eingesetzt. Und Claus Bader selbst hat mit diesen Geräten seit zehn Jahren Österreichs Tischtennis-Spitzenspieler trainiert. Der Einsatz im Laufbereich aber war auch für den Lauftrainer ein ziemliches Neuland – mit einem überraschenden Ergebnis: „Tatsächlich ist der Reaktor-Einsatz auch im Lauftraining eine wirklich gute Sache“, sagt Claus Bader – und zwar in mehreren Bereichen:
Die Auswirkungen
• Stärkung des Oberkörpers und der Arme: Wie die Reaktoren durch das Schwingen der Arme auf die Muskulatur im Oberkörperbereich einwirken, wurde ja schon erklärt. „Durch den Einbau ganz spezieller Gyms und Workouts mit dem Reaktor kann ein Lauftraining gleichzeitig auch zum Bodybuilding umfunktioniert werden. Man kann also auf einen Streich Ausdauer und Kraft trainieren.“
• Lösen von Verspannungen speziell im Nackenbereich: Vielsitzer spüren oft auch beim Laufen die Verspannungen im Nacken. „Auch hier sorgt das Schwingen der Reaktoren für eine spürbare Entspannung, wie ich erst unlängst bei einem Trainingskurs von Menschen, die hauptsächlich am Schreibtisch sitzen, zu hören bekam.“
• Verbesserung der Armbewegungen: „Viele Freizeitläufer/-innen laufen mit stark angewinkelten Armen, die auch in der Bewegung kaum mitschwingen, sondern eher als Bremse wirken. Durch den Einsatz der fliegenden Reaktoren wird auch der Armschwung viel aktiver, die Bewegungen kommen viel schöner aus der Schulter heraus.“
• Verbesserung der gesamten Stabilität beim Laufen: „Und zwar nicht nur beim Oberkörper – die aktiven Armschwünge sorgen auf Dauer auch für eine verbesserte Beinachsenstabilität.“
• Veränderung der Lauffrequenz: Die Reaktoren wirken wie eine Schwungmasse. „Der dadurch hervorgerufene verstärkte Einsatz der Arme sorgt in weiterer Folge logischerweise dafür, dass man – bei gleicher Anstrengung – doch etwas flotter unterwegs ist.“
Nochmals zurück zum Vergleich mit den kleinen Gewichten, die man sich schon vor Jahren an die Finger klemmte.
Der Unterschied
Kurz gesagt: Eine Hantel mit starren Gewichten ist eine tote Masse. Sie muss immer von null weg beschleunigt werden und entwickelt dann am Endpunkt eine Fliehkraft, die wieder eingebremst werden muss. Das alles erlaubt keine fließende Bewegung, wie sie beim Laufen aber ganz entscheidend ist.
„Das Granulat des Reaktors dagegen“, erklärt Sportwissenschafter Claus Bader, „lässt sich sozusagen fließend vorwärts bewegen und wieder abbremsen, es passt sich den Bewegungen an. Und trotzdem erfüllt es perfekt die Aufgabe einer zusätzlichen Stimulation.“
Und noch einen großen Vorteil hat der Reaktor, der mit gut gepolsterten Schlaufen an den Händen befestigt wird: Jeder Benutzer kann selbst regulieren, wie schwer bzw. wie stark die Hohlkammer befüllt sein soll, denn die Microquarzperlen kann man selbst ganz leicht nachfüllen oder aus der Kammer entfernen.
Eine gute Alternative
Aber bei allen Vorzügen, die der Reaktor hat, will Trainer Claus Bader nicht von einer „neuen Art des Laufens“ reden. „Das reaktive Laufen, wie wir es nennen, ist vielmehr eine sehr gute Alternative, ein Spezialtraining, das man als Hobbyläufer genauso in die Trainingsplanung einbauen sollte wie Tempoläufe oder Intervalltraining.“
Darauf aber kann man sich einigen: Alle, die Laufsport treiben, um in erster Linie etwas für die Gesundheit und fürs Bodystyling zu tun, bringen mit dem Reaktor sicher zusätzlichen Schwung und mehr Wirkung in ihren Trainingsalltag.