Kein Grund, sich zurückzulehnen – aber die Umwandlung der Outdoor- und Bikebranche in Richtung echter Nachhaltigkeit hat erfreulich Fahrt aufgenommen. Ein kurzer Rundblick und sechs Anregungen, mit denen jeder Biker (s)einen Beitrag zur Klimaschonung leisten kann.
In der Fahrradindustrie fiel unlängst Trek mit seinem Nachhaltigkeitsbericht auf. Auch wegen offener, kritischer Töne: „Wir stellen ein Produkt her, das eine Lösung für viele der komplexesten Probleme der Welt bietet – Staus, Gesundheit, Klimawandel. Die Fahrradindustrie hat aufgrund dieser Annahme aber viel zu lange einen Umwelt-Freifahrtschein gehabt. Denn auch Produkte, die nützlich für den Menschen und den Planeten sind, hinterlassen einen Fußabdruck – und um diesen müssen wir uns kümmern“, heißt es.
Die Ambivalenz, die dabei zum Ausdruck kommt, gilt ja auch fürs Mountainbike selbst: Das hat, standesgemäß in der Natur bewegt, nicht gerade das umweltfreundlichste Image. Zumindest nicht unter jenen, die es nicht nutzen. Andererseits: Wer in der Freizeit gerne in der Natur bikt, tut dies im Alltag mit höherer Wahrscheinlichkeit auch und hat in der Regel eine gewisse Sensibilität für die Natur. Nicht nur als Naturliebhaber kann es einen aktuell nicht kaltlassen, was in und mit der Welt passiert. Wenn Trek also unter anderem die Treibhausgas-Verursacher im eigenen Unternehmen detailliert aufschlüsselt und auch den CO2-Fußabdruck einzelner Fahrradmodelle in der Produktion beziffert, dann kann man das schon anerkennen und einen Blick auf die Zahlen werfen: So verursacht jedes Trek-Marlin-Hardtail 116 kg CO2-Äquivalente (CO2e), das Fuel- EX-Fully 153 kg und das Rail- E-MTB 229 kg. Der US-Hersteller hat in dem Bericht zugleich zehn Schwerpunktbereiche zur Reduzierung seines Fußabdrucks definiert – von „Reduzierung der Luftfracht“ bis zur „Verlagerung des Verkehrsträgeranteils zugunsten des Fahrrads.“ Der Bericht kann auch auf Deutsch auf www.trek.com heruntergeladen werden – die Lektüre lohnt sich.
Zu den Nachhaltigkeits-Pionieren in der Sportbranche gehört bekanntlich das deutsche Unternehmen Vaude, das im Bereich Bike mit Bekleidung und Rucksäcken vertreten ist. Der Firmensitz in Tettnang ist bereits seit 2012 klimaneutral, seit 1. Jänner 2022 sind es auch alle weltweit hergestellten Vaude-Produkte! Eine wohl einzigartige Leistung, die nur aufgrund der seit vielen Jahren andauernden konsequenten Gesamtausrichtung des Unternehmens in Richtung Nachhaltigkeit und Klimaschonung überhaupt möglich wurde. Ganz ohne Kompensation verbleibender Emissionen (bekanntlich gilt bei Emissionen der Grundsatz: vermeiden, reduzieren, kompensieren – in dieser Reihenfolge) durch ein Klimaschutzprojekt in Vietnam geht es freilich selbst bei Vaude (noch) nicht. „Wir ruhen uns darauf nicht aus, reduzieren weiter“, stellt Vaude-Geschäftsführerin Antje von Dewitz klar. Das Unternehmen will auch den selben Betrag, der jährlich in die Kompensation fließt, noch einmal zusätzlich in eine weitere Reduzierung der Emissionen investieren.
Es kommt nicht nur auf Politik oder Unternehmen an, sondern auf das Verhalten von uns allen.
Immer mehr Tourismusanbieter arbeiten ebenfalls daran, passende Angebote für klimabewusste Urlauber zu schaffen. In der Tiroler Region Wilder Kaiser beispielsweise wurden 17 Punkte definiert, die alle spätestens bis zum Jahr 2024 umgesetzt werden sollen und möglichst nachhaltigen, klimaschonenden Urlaub ermöglichen wollen – beginnend mit der Mobilität, wo man die Zahl der Bahnanreisen in die Region verdreifachen will. Viele Anregungen dazu finden sich unter www.wilderkaiser.info. Und auch Events hinterlassen einen nicht unbeträchtlichen Fußabdruck für die Umwelt, der sich jedoch sowohl von Veranstaltern wie auch von Besuchern beträchtlich beeinflussen lässt. Als zertifizierter Green Event wurde 2022 beispielsweise der UCI MTB Weltcup in Saalfelden Leogang durchgeführt.
Vom Alltagsverhalten über den Bikeurlaub bis zur Teilnahme an Bike-Events – die folgenden Anregungen sollen dabei helfen, auch als Einzelner das eine oder andere Kilogramm CO2 einzusparen und seinen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Schließlich kommt es nicht nur auf Politik und Unternehmen, sondern auf uns alle an.