Im Winterurlaub aktiv sein, sich an einer verschneiten Landschaft erfreuen und kalte Winterluft atmen: Das geht auch ohne Alpinski. Alternativen zum klassischen Skifahren werden immer gefragter, und das hat auch seine Gründe.
"Das Gehen auf knirschendem Schnee, die reduzierten Geräusche, die wir in einer Schneelandschaft nur ganz gedämpft wahrnehmen: Das sind Emotionen, die tief in uns drinstecken und viele aus der Kindheit noch kennen“ – so beschreibt Elias Walser vom Tourismusverband Region Seefeld in Tirol die in vielen schlummernde Sehnsucht nach dem „echten“ Winter und Schnee. Während dieses abgespeicherte „Winter-wie-früher“-Erlebnis in tiefen Lagen und urbanen Ballungsräumen – und damit im Alltag vieler von uns – immer seltener vorkommt, gewinnt es als Urlaubsmotiv in den alpinen Regionen an Bedeutung. Vor allen dort, wo aufgrund der Höhenlage noch viel Weiß natürlich vom Himmel fällt.
Sanfte Bewegungsformen in so einer Schneelandschaft passen zu diesem nostalgischen Gefühl auch besser als hypermoderne schnelle Seilbahnen und Skipisten. Winterwanderwege sind nicht nur in Seefeld, sondern in sehr vielen Urlaubsregionen zur Attraktion geworden. Mit dem vor wenigen Jahren ins Leben gerufenen „Winter-
weitwanderweg“ hat das als nordische Hochburg bekannte Tiroler Hochplateau jedoch ein einzigartiges Angebot geschaffen, das „sensationell ankommt, immer schnell ausgebucht ist“, wie Walser erklärt. Die Kapazität der winterlichen Weitwanderung (mit Gepäcktransport) ist vor allem aufgrund der romantischen Übernachtung auf der Wettersteinhütte begrenzt. Aber dieses Angebot mache einfach auch das riesige Wegeangebot bewusst, sagt Walser und ergänzt: „Mit Winterwandern, ersten nordischen Gehversuchen, auch Eislaufen – damit ist Seefeld einst im Wintertourismus groß geworden. Das alles erlebt derzeit ganz klar ein Revival. Durch einen tief verschneiten Winterwald zu gehen, ist einfach ein Erlebnis – für das man nichts anderes braucht als Outdoorbekleidung und ein paar gute Schuhe. Anziehen nach dem Zwiebelprinzip und es kann schon losgehen.“
Langlaufen, eine weitere Kernkompetenz der Tiroler, boomt ebenso, ergänzt der Touristiker – erkennbar an den gelösten Loipentickets wie an den Gäste-Anfragen. „Lange war es hauptsächlich das Skating, mit dem Fellski hat auch das klassische Langlaufen ein Revival hingelegt.“
Winterwandern, Langlaufen, Eislaufen: Der „Winter wie früher“ erlebt ganz klar ein Revival.
Weltweite Rodelhochburg
Eine Rodelhochburg ist die Salzburger Region Wildkogel-Arena Neukirchen & Bramberg. Dass Gäste weniger Ski fahren als früher, lasse sich an den Zahlen der verkauften Skikarten nicht belegen, sagt Rudolf Göstl, Vorstand der Wildkogel-Bergbahnen – was aber ebenso belegt ist, sind 120.000 bis 150.000 jährliche Rodelfahrten auf der 14 km langen Rodelstrecke, der längsten beleuchteten Rodelbahn der Welt. Der Superlativ ist zweifellos ein Grund für die Attraktivität der Bahn, wer hier Urlaub macht (und das sind hauptsächlich Familien) nimmt die einzigartige Rodelstrecke einfach gern mit.
3000 Rodeln sind dafür in der Region pro Winter im Verleih. Zum Start gelangt man mit der Bergbahn, eine Abfahrt dauert im Schnitt 30 bis 50 Minuten, erzählt Göstl, „ein theoretischer Wert, weil viele unterwegs bei einer der Hütten eine Pause einlegen.“ In Rennen aufgestellte Bestzeiten liegen bei 15 Minuten – darum gehe es aber gar nicht, sondern ums Genussrodeln bei durchschnittlich weniger als 10 Prozent Gefälle. Sportlich wertvoll sind 14 durchgerodelte Kilometer trotzdem, vor allem morgens, wenn frisch präpariert ist (das wird täglich nach 22 Uhr gemacht) und die Spur nach kalter Nacht durchgefroren ist. „Unten jubeln fast alle. Und auch wenn wir viele Tagestickets verkaufen – mehr als drei Fahrten am Tag macht kaum jemand.“
Als alternative Bewegungsform im Urlaub gewinnt bekanntlich auch das Skitourengehen auf Pisten und Aufstiegsrouten an Bedeutung. In der Salzburger Region wurde über die Bramberger Talabfahrt eine Aufstiegsspur eingerichtet, es gibt hier einen täglichen Skitourengeherabend mit Beleuchtung bis 22 Uhr. „Wichtig ist, dass alle gegenseitiges Verständnis aufbringen, dann funktioniert es“, sagt Rudolf Göstl zum Tourengehen im Skigebiet. Skitouren im Gelände sowie Schneeschuhtouren wolle man durch geführte Angebote mit Bergführern und Rangern in möglichst geordnete Bahnen lenken.
Chance für kleine Skigebiete
Ein Trend zum „anderen“ Winterurlaub sollte auch Regionen ohne große Skiresorts zugutekommen. Skiurlaub, ja – aber nicht mit Höhenmetersammeln und Après-Ski. Sondern als Familienurlaub, in dem Kinder entspannt die ersten Bogerl ihres Lebens fahren: Das steht etwa in der Region Oststeiermark hoch im Kurs. „Ich denke, dass der heurige Winter eine wirkliche Chance für die kleinen Skigebiete ist. Zu uns kommen Familien mit Kindern, die übersichtliche Pisten und leistbare Qualität schätzen. Viele Liftbetreiber lassen sich etwas einfallen – wie Familienskitage, wo Kinder gratis fahren“, sagt Touristikerin Birgit Kandlbauer für ihre Region. „Immer wieder hören wir auch von den großen Skigebieten, dass sie froh sind, dass es unsere kleinen noch gibt, weil bei uns die zukünftigen Skifahrer ausgebildet werden.“
Langlaufen ist in der breit gefächerten Region ebenso wichtig – die mit Loipengütesiegel ausgezeichneten Loipen und auf Langlaufgäste spezialisierte Hotels würden immer stärker nachgefragt, speziell seit der Pandemiezeit, erklärt Kandlbauer. Dasselbe gilt für Langlaufkurse. Nicht zu unterschätzen sei auch hier das Winterwandern. Auf Schneeschuhen kann man an geführten „Ruckxbob“-Touren teilnehmen – runter wird der Leih-Rucksack hier zum Bob.
„Ski fahrende Familien, Langläufer und die sanften Winterurlauber, die die Natur und frische Luft genießen wollen“ – diese typischen Gästegruppen der Region Oststeiermark werden überall mehr und der Winterurlaub damit eindeutig „alternativer“.
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