Der norwegische Skiheld Aleksander Aamodt Kilde kennt das Treppchen von ganz oben, aber auch die Tiefen der sportlichen Welt. Über ein positiv gedachtes Leben, wie man es selten erlebt.
Dass in der Ruhe die Kraft liegt, das mag für manchen und manches durchaus zutreffen. Einer, der hingegen seine Kraft und Energie im Tun statt im Rasten gewinnt, ist Aleksander „Aleks“ Aamodt Kilde. Als SPORTaktiv während einer Veranstaltung seines Ausrüsters Atomic die Gelegenheit hatte, den schnellen Norweger persönlich zu treffen, wurde schnell klar: Der will nicht rasten, der will nicht ruhen, der strotzt nur so vor Energie – und strahlt dabei in jeder Faser eine Lebensfreude aus, wie man sie nur selten erleben darf.
Nie weniger als 100 Prozent
Der Norweger Aleksander Aamodt Kilde bugsierte sich in den vergangenen Jahren mitten in die Speerspitze der alpinen Ski- und da vor allem der Speedwelt. Und ins Leben des US-amerikanischen Jahrhunderttalents Mikaela Shiffrin. Sich selbst beschreibt Aleks, wie ihn sein Team nennt, gerne mit „being passionate“, also als jemand, der mit viel Leidenschaft seiner Berufung folgt. Fängt er etwas an, so erklärt er beim Sponsortermin im Gespräch, dann investiert er dort nie weniger als 100 Prozent. Der mittlerweile 31-Jährige hat sich heute längst in höchste Rennsportsphären hochgearbeitet, war 2019/20 Gesamtweltcupsieger, 2022 Olympiazweiter in der Kombination und Olympiadritter im Super-G, 2023 WM-Zweiter in Super-G und Abfahrt und konnte bisher 21 Weltcupsiege sowie vier Disziplinenwertungen (je 2-mal im Super-G und in der Abfahrt) für sich verbuchen. Mit dabei: echte „Brocken“ wie zwei Abfahrtssiege auf der Kitzbüheler Streif 2022 und 2023 oder Speed-Doubles, also Siege in Abfahrt und Super-G an einem Weltcup-Wochenende in Gröden 2020, Beaver Creek 2021 und 2022 oder Wengen 2023.
Mindset: immer positiv
„Du musst dich immer entscheiden: Gehst du mit einer positiven oder negativen Einstellung durchs Leben? Ich versuche einfach immer ein positives Mindset zu behalten, Dinge auf konstruktive Weise zu betrachten und immer zu genießen, was ich gerade tue. Life’s too short to not have a good time – das Leben ist zu kurz, um sich nicht eine gute Zeit zu machen“, erklärt er seine Sicht aufs Leben. Gleichzeitig ist er sich aber auch bewusst, seinen Traum leben zu können, ist unglaublich dankbar von wundervollen Menschen und einem tollen Team umgeben zu sein.
Dass hier keine leeren Floskeln vor journalistischen Mikrofonen ausgebreitet werden, sondern jemand ungekünstelt wahre Worte spricht, das belegt nicht nur das breite, freundschaftliche Grinsen, das bannende Strahlen zweier wacher Augen, sondern auch sein Umgang mit Verletzungen. Retrospektiv betrachtet war vielleicht auch der Trainingssturz im Jänner 2021 auf der Reiteralm zwar ein herber Rückschlag im bis dahin erfolgreichen Saisonverlauf, aber zugleich ein Schritt vorwärts für den Norweger. Die erste große Verletzung seiner Karriere gab dem damals 28-Jährigen nämlich die Zeit und Ruhe, einen Schritt zurückzutreten und intensiv mit einem Sportpsychologen zu arbeiten. Mental wie körperlich – plus vier Kilogramm an Muskelmasse – gestärkt stieg er in der darauf folgenden Saison wieder ein, als wäre er nie weg gewesen.
In der letzten Saison schien er die Abfahrten gar nach Belieben zu dominieren und auch in die aktuelle Saison startet Aleks Kilde nicht nur hoch motiviert, sondern auch körperlich nochmals fitter. „Ich liebe es einfach zu trainieren, mich selbst herauszufordern“, meint er auf seine Fitness angesprochen und zwinkert dabei gewinnend lächelnd in die Runde. Wer sich dem Leben gegenüber positiv aufstellt, findet eben auch leichter wieder zu (neuen) Kräften. Und egal, was auch immer die Saison 2023/24 für Aleks Aamodt Kilde bringen wird – er wird gewiss mit Leidenschaft das Beste daraus machen.