Auch in diesem Jahr markiert die Eurobike, nun im dritten Jahr in Frankfurt, den produkttechnischen Startschuss für den Modelljahrgang 2025.

Lukas Schnitzer
Lukas Schnitzer

Auch wenn viele Hersteller dazu übergegangen sind, ihre Neuheiten über das gesamte Jahr hinweg – gerne auch dann, wenn sie wirklich auch direkt für den Kunden verfügbar sind – zu präsentieren, markiert die Eurobike dennoch Jahr für Jahr einen Meilenstein für die Bike-Branche. Viel Neues wird (erstmals) gezeigt, viele Trends werden absehbar und die Modelljahrgänge der kommenden Saison wagen einen ersten Blick in die große Öffentlichkeit. Grund genug auch für uns, wieder den obligaten Blick in die nahe Zukunft von E-­Bike, Gravel, Rennrad, Mountainbike und Co. zu werfen.

Bikes mit Motor
Es macht zwar immer mächtig Spaß, mit der einen oder anderen Überraschung durch die Tür zu fallen. Für das Jahr 2025 bleibt dies aber leider aus, mag es doch für die meisten wenig Überraschungsmoment mit sich bringen, dass das Thema „E“ nach wie vor auf dem Vormarsch bleibt. Während sich viele der E-Bikes rund um die Klassiker aus dem Hause Bosch, Shimano (die für den EP 801 ein „Race“-Software-Update mit mehr Leistung bieten), Mahle und TQ drehen, rücken mit der aktuellen Messe aber auch neue Player ins Rampenlicht. Solche mit viel Erfahrung, großen Entwicklungsabteilungen und noch mehr Entwicklungsbudget, die den bewährten Herstellern künftig ordentlich Druck machen dürften. 

So zeigt etwa die Bike-Marke RAYMON in ihrem neuen E-Fully Tarok ein gänzlich neues Antriebssystem aus dem Hause ZF. Automobil-Nerds dürfte ZF unter anderem als Getriebehersteller ein Begriff sein, tatsächlich ist das Unternehmen auf Systeme für die Mobilität von Pkw, Nutzfahrzeugen und Landwirtschaftsmaschinen spezialisiert. Mit dem Mittelmotor-Antrieb CentriX steigt man nun in die Fahrradbranche ein. Der nur getränkedosengroße Motor stemmt mit seinen nur 2,5 kg in der Version CentriX 90 stolze 90 Nm und bis zu 600 Watt. Eine bis zu 450 W und 75 Nm starke Version für den Gravel- und Trekking-/Commuter-Einsatz ist mit dem CentriX 75 ebenfalls am Markt. Akkus werden mit 504 oder 756 Wh angeboten.

Mit SEG setzt ein weiterer Autozulieferer seine Segel in E-Bike-Gewässer. Der für und mit BH entwickelte Mini-Mittelmotor „made in Europe“ BHZ by SEG feiert seine Prämiere im neuen BH iLynx Trail und iLynx Race, findet sich aber auch im iGravelX. Mit 2,1 kg und 65 Nm Drehmoment zielt er ins obere Segment der Light-E-MTBs, dazu passt auch der 2,6 kg leichte 630-Wh-Akku.

Ebenfalls neu am Markt ist Drohnen-Spezialist DJI. Mit dem Avinox-Motorsystem liefert der Hersteller ein ebenfalls 2,5 kg leichtes, kompaktes Mittelmotorkonzept mit bis zu 120 Nm Drehmoment und 1000 Watt Spitzenleistung, mit Akku-Varianten von 600 oder 800 Wh.

Ungewöhnliche Wege geht Bike-­Hersteller Hepha, der mit dem HEPHA P101C, auf der Messe etwa im Hardtail Mountain 7 Ultra gezeigt, seinen eigenen Motor verbaut. Bis zu 100 Nm stark, will der 2,8 kg Mittelmotor respektive dessen relativ leichte Akku-Technologie (4,3/3,8 kg bei 804/708 Wh) auch mit Schnellladefunktion überzeugen.

Auffällig auch, dass nach dem E-MTB- und Trekking-Thema nun auch immer mehr E-Gravels mit Mittelmotor statt des bisher oft gängigen Nabenantrieb verfügbar werden. BH zeigt kurz nach der Messe das bereits erwähnte iGravelX, und auch Conway hat mit dem Nyvon ein neues Modell mit Bosch SX und 400-Wh-Akku im Katalog.

Bikes ganz ohne
Um mit den Gedanken beim Schotter zu bleiben, eröffnen wir den Neuheiten-Reigen der Motorlosen mit dem neuen Scott Scale Gravel RC. Wurde manches Gravel in den letzten Jahren immer geländetauglicher, wurden die Lenker mit mehr Flare einer Flatbar immer ähnlicher, folgt Scott dem Vorbild des Scott-affinen Edel-Tuners „Dangerholm“ und bringt nach dessen Custom-Vorstoß im Vorjahr des Mountainbikers Gravelbike in Serie. Dem Rahmen des Scale-Hardtails spendiert man dazu eine Starrgabel, mit schnellen Semi­slicks und Flatbar landet man so irgendwo zwischen Gravel, Uphill-Racer und Back-to-the-Roots-­Retro-MTB. Neben zwei Carbon-Varianten wird es auch eine Alu-Variante davon geben. 

Am anderen Ende der Gravel-Welt mögen sich Pendler mit Gravel-Neigung vom KTM X-Strada LFC, einem vollausgestatteten Gravel mit Licht, Schutzblechen und Gepäckträger, angezogen fühlen. Dazu verpasst Shimano seiner beliebten Gravel-Gruppe GRX ein Di2 Update mit nunmehr 2 x 12 Gängen. Und um noch kurz beim Thema Schaltung zu bleiben: TRP hat sich mit Classified zusammengetan und kombiniert die klassischen 1-fach-Schaltkomponenten von TRP mit Classifieds Nabenschaltung zu einem elektronisch geschaltenen Paket mit effektiv 1 x 15 (Gravel), 1 x 16 (Road) oder 2 x 12 Gängen aus einem Kettenblatt und einer 12-fach-Kassette.

Am MTB-Sektor macht Magura mit dem Revival der beliebten Gustav-Pro-Bremse – dank dickerer Scheiben deutlich wartungsärmer und Bosch-ABS-kompatibel – auf sich aufmerksam. Und auch am Merida-Stand war allerhand Neues zu entdecken. Neben dem Update des Trail-Hardtail-Verkaufsschlagers Big.Nine darf man sich hier auch auf eine neue Version des Fullys One-Sixty freuen. Die neue Linie hört auf den Namen One-Sixty FR und richtet sich getreu dem Kürzel FR (für Freeride) an die Bike­park-Klientel.

Was tut sich beim Zubehör?
Was wäre eine Saisonvorschau ohne News aus der Radcomputer-Welt. Diesmal war es an Garmin, sein größtes Flaggschiff neu aufzulegen. Der 1050 mit LCD-Display vereint Navigations- und Performance-Darstellungen und mutiert somit einmal mehr zur vollumfänglichen Kommandozentrale. Der Coros Dura, Coros erster Vorstoß weg vom Handgelenk und hin an den Lenker, bringt es dank Solarladefunktion auf bis zu 120 Stunden Akkulaufzeit. Bike­-packing­abenteurer, was willst du mehr?

Innovativ zeigt sich auch einmal mehr Schwalbe. Der Reifen- und Schlauchspezialist macht sich an den Ventileinsatz und ersetzt die Sclaverand-, Dunlop-, Tubeless-Ventil-Einsätze durch sein eigens entwickeltes Click-Valve-System. „Plug and play“ an jedem Ventil nachrüstbar und mit Adapter für Autoventile (etwa an der Tankstelle) verfügbar, überzeugt der neue Ventilstandard mit sehr einfacher Handhabung (aufstecken und nach dem Pumpen wieder abziehen). Alles, was es dafür braucht ist, neben dem Ventileinsatz, ein passender Pumpenkopf, und der ist einfach nachrüstbar.